Die ARD schickt den umstrittenen Sänger Xavier Naidoo für Deutschland zum Eurovision Song Contest (ESC) 2016. Das Publikum ist an der Auswahl dieses Mal nicht beteiligt. Die Zuschauer dürfen bei der Show "Unser Song für Xavier" am 18. Februar nur noch über das Lied abstimmen, mit dem der 44-Jährige in Stockholm ins Rennen gehen soll.

Kritiker werfen dem Mannheimer mit indischen und afrikanischen Wurzeln eine Nähe zu Verschwörungstheorien sowie Homophobie vor. Bei Schwulen und Lesben hat der ESC traditionell eine große Fangemeinde. "Xavier Naidoo ist weder rechtspopulistisch noch homophob oder antisemitisch", kontert ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber kritische Stimmen.

Schreiber verteidigte auf www.eurovision.de das Vorgehen: "Zum einen wollen wir die Auswahl der Lieder stärker in den Vordergrund stellen und weniger die Sympathien für einzelne Kandidaten entscheiden lassen. Zum anderen haben wir jemanden gesucht, der im Jahre sechs nach Lenas Sieg in Oslo den Mut hat, in Stockholm anzutreten - nach einem letzten Platz und null Punkten beim ESC in Wien."

"Erster Kandidat mit Gegendemo"

Auf Twitter häuften sich nach Bekanntwerden der Entscheidung die kritischen Äußerungen. "#Naidoo wird der erste #esc-Kandidat mit eigener Gegendemo bei der @ndr -Übertragung auf dem Spielbudenplatz", schrieb Nutzer Mithos09. "#Naidoo zum #ESC zu schicken ist konsequent in Zeiten von #PEGIDA", hinterließ User Lars Oberg. Nutzer Duesselsimon twitterte: "Mit seinen Ansichten ist der Mann einfach nicht tragbar. Hat sich damit jemand auseinandergesetzt?"

Mehrfach hat Naidoo Diskussionen ausgelöst - etwa, als er am Tag der Deutschen Einheit vor rechtspopulistischen sogenannten Reichsbürgern sprach, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen. 2011 hatte er in der ARD erklärt: "Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land." 2012 sorgte der Text des Liedes "Wo sind" von Naidoo und Kool Savas für Ärger. Dort geht es in sehr vulgärer Sprache um Kindermorde - Passagen wurden als schwulenfeindlich kritisiert, Homosexuelle würden mit Pädophilen gleichgesetzt.

Naidoo, der vielen Zuschauern aus den TV-Shows "The Voice of Germany" und "Sing meinen Song" bekannt ist, äußerte indes große Vorfreude: "Ich hab richtig Lust auf den ESC! Dieser völkerverbindende Wettbewerb ist für mich etwas ganz Besonderes. Und klar, ich trete an, um das Ding nach Hause zu holen."

Er kündigte an: "Ich verspreche, so schön und so gut zu singen wie noch nie in meinem Leben. Ich will in den drei Minuten auf der Bühne zeigen, dass wir auch in Deutschland Musik mit Leidenschaft machen. Und zeigen, wofür ich stehe - für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander", sagte Naidoo weiter.

Österreich entscheidet am 12. Februar

Bisher gab es mit wenigen Ausnahmen einen Wettbewerb, aus dem der deutsche ESC-Kandidat hervorging. Vergangenes Mal hatte Sieger Andreas Kümmert die Wahl nicht angenommen, sodass die zweitplatzierte Ann-Sophie beim ESC in Wien antrat. Österreich entscheidet am 12. Februar in einer großen ORF-eins-Show aus zehn Kandidaten über den ESC-Vertreter 2016. Das nächste Finale findet im Mai in Stockholm statt, nachdem der Schwede Mans Zelmerlöw heuer mit seinem Song "Heroes" gewonnen hatte. Der hatte übrigens ebenfalls mit Homophobie-Vorwürfen zu kämpfen.