Die Ausstellung, die in der Basteihalle zu finden ist, führt nicht nur ob dieser Verortung "ins Herz und an den Beginn" des Hauses und der Sammlung, wie es Direktor Klaus Albrecht Schröder am Donnerstag formulierte. Auch inhaltlich standen romantische Werke am Anfang der Sammlertätigkeit von Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Zwar sei die Romantik schon "vielfach erforscht" worden, dennoch wollte man einen neuen Aspekt adressieren: Und zwar den Riss, der sich durch die Kunstrichtung zieht. Damit ist insbesondere die Gegenüberstellung der protestantischen norddeutschen und der katholischen Romantik mit Ursprung in Wien gemeint.

Der Ausgangspunkt ist aber hier wie da derselbe: In einer Zeit, die durch die französischen Revolution zwar einen Aufbruch erfuhr, danach aber maßgeblich von Kriegen und zunehmenden Zerfall quer durch Europa geprägt war, kam es zu einer Abwendung vom Etablierten. An der Wiener Akademie gelang dies den Mitgliedern des Lukasbundes, der 1809 gegründet und spöttisch auch die Nazarener genannt wurde. "Sie wollten die Natur, den Akt selbst studieren", verwies Schröder auf ihre Ablehnung des vorherrschenden Lehrbetriebs. Andererseits gab es den Kreis um Caspar David Friedrich, der sich mit dem "Diffusen, Symbolischen, Metaphysischen" auseinandersetzte.

Besonders deutlich wird dies in einem der Sepia-Blütezeit gewidmeten Raum: Hier begegnet man etwa Friedrichs "Blick auf Arkona mit aufgehendem Mond", das wie ein zarter Hauch eine Vorahnung versprüht. Oder seinem ebenso beeindruckenden Großformat "Die Lebensstufen", das auch den Ausstellungskatalog ziert. Fünf Menschen in unterschiedlichem Alter stehen hier fünf Segelschiffen gegenüber, die teils Richtung Horizont segeln, teils von daher kommen. Die Arbeiten versinnbildlichen eine gewisse Transzendenz, beschrieb Kurator Christof Metzger. "Sie sind tief durchdrungen von einem mythischen Etwas." Entsprechend vielseitig auch die mögliche Lesarten der Bilder.

Der Gang durch die elf Ausstellungsräume, die mehr als 140 Arbeiten bereit halten, wird zum Gang durch die Entwicklung einer ganzen Kunstepoche: Nachdem unter anderem mit Francisco de Goyas mächtigem "Koloss" oder dem kleinen, aber deshalb nicht minder eindrucksvollen "Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer" die Stimmung der Zeit eingefangen wird, begegnet man in weiterer Folge einem neuen Porträtverständnis, erkennt die zusehende Abwendung der Künstler von der Antike (Metzger: "Die alten Götter hatten ausgedient.") und wird Zeuge des Einzugs von Religion sowie lokaler Mythen in die gewaltige Bildwelt.

"Die Nazarener wollten Seele, Herz und Empfindung lernen", so Metzger. "Sie strebten eine Erneuerung der Kunst an." Diese war aber durchaus aus der eigenen Vergangenheit, aus Vorbildern wie Dürer oder Raphael gespeist. Protagonisten wie Friedrich Overbeck, Carl Blechen oder Peter Cornelius suchten und fanden eine neue Ausdrucksweise. So trifft man auf Faust und Mephisto, den vier Tageszeiten von Philipp Otto Runge oder abschließend Joseph Führichs "Wiener Kreuzweg". Zu sehen ist die Ausstellung, die heute Abend eröffnet wird und in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste entstanden ist, bis 21. Februar.

(S E R V I C E - Ausstellung "Welten der Romantik" von 13. November bis 21. Februar in der Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien, täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr; Katalog zur Ausstellung, hrsg. von Klaus Albrecht Schröder und Cornelia Reiter, Hatje Cantz Verlag, 306 Seiten, 34 Euro; )