Am Montagabend wurden zum 16. Mal die Nestroy-Theaterpreise vergeben. Die Gala im Wiener Ronacher morderierten Maria Happel und Florian Teichtmeister - und letzterer durfte sich auch über einen Nestroy freuen: Wie schon im Jahr 2013 ging der Publikumspreis an ihn.
Drei Preisträger standen bereits vor der Gala fest: Der deutsche Maler, Regisseur und Bühnenbildner Achim Freyer erhielt den Preis für sein Lebenswerk. Der Autorenpreis ging an Wolfram Lotz für sein Stück "Die lächerliche Finsternis", Ivan Bazak wurde für "Johnny Breitwieser" am Wiener Schauspielhaus mit dem Nestroy für die beste Ausstattung ausgezeichnet.
Einer der großen Gewinner des Abends ist das Akademietheater mit seiner Henrik-Ibsen-Produktion "John Gabriel Borkman". So wurde Simon Stone für seiner Inszenierung des Stückes als "Bester Regisseur" ausgezeichnet. "Der Australier Simon Stone ist mit seinen gerade einmal 31 Jahren zu einem Shooting Star der deutschsprachigen Regieszene avanciert, um den sich alle Intendanten reißen. Und wenn man seine Inszenierung von Henrik Ibsens „John Gabriel Borkman“ im Akademietheater gesehen hat, versteht man auch warum. Werktreue kennt Simon Stone nur im ganz übertragenen Sinn, er schreibt sich seine Klassiker selber um, er aktualisiert sie mit einer Frechheit und unbekümmerten Schnoddrigkeit, die verblüfft und mitreißt." (aus der Jury-Begründung).
Und als "Bester Schauspieler" wurde Martin Wuttke für seine Rolle als John Gabriel Borkman in Henrik Ibsens "John Gabriel Borkman" ausgezeichnet: "Er ist einer der ganz Großen, der seine Möglichkeiten ständig erweitert, die Maßgaben zeitgenössischen Spiels neu definiert. Als Bankrotteur und Betrüger Borkman tritt er als verträumter Haudegen, großkotziger Macho auf – und versteht es zugleich, die Geschichte einer inneren Verarmung zu erzählen. Wuttke macht diese Aufführung zu einem Ereignis", so das Urteil der Jury. Wuttke bezeichnete den Preis in seiner Dankesrede als eine Art Abschiedsgeschenk: "Ich werde das Burgtheater verlassen. Hier gibt es erst mal nichts mehr für mich zu tun. Aber ich werde mich wieder anschleichen."
Auch die Trophäe für den "Besten Nebendarsteller" geht an die Ibsen-Produktion - genauer gesagt an Roland Koch für seine Rolle als Wilhelm Foldal.
Als "Beste Schauspielerin" wurde Elisabeth Orth ausgezeichnet - und zwar als die Alte in "die unverheiratete" von Ewald Palmetshofer (Akademietheater). In dem Stück geht es um drei Frauen, drei Generationen und eine verdrängte Vergangenheit. Die Jury meinte dazu: "In der Uraufführung im Akademietheater spielt Elisabeth Orth eine von diesen Frauen, die, scheinbar ohne Böses zu wollen, den seinerzeit gültigen Gesetzen gefolgt sind, nicht als Monster, sondern als vielschichtiges Wesen. Dank ihrer unvergleichlichen Stimme und ihrer unverstellten Darstellungsweise gelingt ihr das Porträt einer zutiefst zerrissenen Frau". Das Publikum ehrte die 79-jährige Wiener Schauspielerin mit langem Applaus. Das Burgtheater habe sich (nach dem Hinauswurf von Matthias Hartmann, Anm.) bei der letztjährigen Nestroy-Gala einiges anhören müssen. "Das war nicht sehr angenehm", sagte Orth. Heuer sei die Burg jedoch das "Theater des Jahres": "So schnell kann's gehen..."
Der Preis für die "Beste deutschsprachige Aufführung" geht an "Die lächerliche Finsternis", inszeniert von Dušan David Pařízek am Wiener Akademietheater.
Weitere Preise gingen an "Glanzstoff" von Felix Mitterer, eine Produktion des Bürgertheater des Landestheaters Niederösterreich in der Glanzstoff-Fabrik St. Pölten (Kategorie Spezialpreis) sowie an Stefanie Reinsperger (für "Die lächerliche Finsternis" im Akademietheater) und Benedikt Paulun (für "Freak" im Theater der Jugend) in der Nachwuchs-Kategorie.
"Beste Off-Produktion" wurde "Proletenpassion 2015 ff", bei der Christine Eder im Werk X - Kabelwerk die 1976 uraufgeführte legendäre Politrevue von Heinz R. Unger und den "Schmetterlingen" zusammen mit den Musikern Eva Jantschitsch und Knarf Rellöm einer Neu-Überprüfung unterzogen hatten. Eder holte das ganze Team auf die Bühne: "Das ist euer Preis!"
Der Preis für die beste Bundesländer-Produktion ging an "Anna Karenina", inszeniert von Susanne Schmelcher am Tiroler Landestheater.