Die Burgschauspieler Kirsten Dene, Martin Schwab und Laurence Rupp lesen am Eröffnungsabend aus Werken von Naipaul und Ransmayr, dessen Berichte von ausgedehnten Reisen nach Asien sowie Nord- und Südamerika "die Grenzen der Reportageliteratur spielerisch neu definieren", wie es in der Ankündigung heißt. Sein britischer Kollege Naipaul, geboren in Trinidad und Tobago, bereiste u.a. Indien, das Land seiner Vorfahren, sowie Afrika, "wo er die durch den Kolonialismus entstandenen Verletzungen genau beobachtet und registriert hat". Tags darauf (7.10., 18.30 Uhr) widmet man sich im Literaturhaus Wien der mehrfach ausgezeichneten polnischen Journalistin und Reporterin Angelika Kuzniak. Nach einer Lesung aus ihrer neuen Reportage "Wszystko o mojej siostrze" ("Alles über meine Schwester") spricht sie mit dem Autor und Übersetzer Martin Pollack über die Reportage in Polen. Im Anschluss hält der französische Autor Pierre Alferi seinen Eröffnungsvortrag "Kurz. Neuigkeiten von der Gegenwart".

Der Donnerstag bringt bereits um 18 Uhr einen Querschnitt aus dem Werk der deutschen Graphic Novel-Autorin Paula Bulling, Thomas Ballhausen steuert einleitende Worte bei. "Reporter ohne Grenzen?" heißt es ab 18.30 Uhr bei einem Gespräch zwischen dem Schweizer Autor Lukas Bärfuss, dem deutschen Autor Rainer Merkel, dem österreichischen Journalisten Fritz Ortner und Paula Bulling. Den Abschluss des Abends bildet ab 20 Uhr eine Lesung des chinesischen Autors Liao Yiwu, der seinen neuen Text "Mein Gefängnis. Mein Tempel" erstmals in Österreich präsentiert und im Anschluss mit Wolfgang Popp diskutiert.

Der filmischen Reportage widmet man sich am Freitag: Nach einer Lecture der österreichischen Dokumentarfilmerin Judith Zdesar folgt ein mit Filmbeispielen angereicherter Vortrag der amerikanischen Videokünstlerin Hope Tucker, im Anschluss diskutieren beide Künstlerinnen mit Thomas Ballhausen. Gleich aus mehreren Texten liest um 20 Uhr der US-Autor William T. Vollmann, darunter auch sein 1028 Seiten umfassendes Werk "Europe Central", für das er 2005 mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.

Der Samstag gehört mit Beiträgen von Sebastian Lörscher, Caterina Sansone, Alessandro Tota und Javier Sebastian schließlich den Graphic Novels. Am Abend stellt der amerikanische Autor und Ex-Soldat Phil Klay sein preisgekröntes Werk "Redeployment" vor, in dem er Geschichten aus dem Iran- und Afghanistan-Krieg erzählt.

Den Höhepunkt bildet am Sonntag schließlich die Verleihung des Erich Fried Preises 2015 an die Schweizerin Dorothee Elminger, die den mit 15.000 Euro dotierten Preis entgegen nimmt. In der Jurybegründung von Reto Hänny heißt es: "Dorothee Elmiger gelingt es, die brennenden Zeitfragen in eine poetische Prosa umzusetzen, die einen in der literarischen Welt neuen, unerhörten Klang anschlägt. Ihre Bücher sind hochpolitisch, aber sie predigen nicht, sondern eröffnen mit einem Sturm nie zuvor gesehener Bilder Räume und überschreiten Grenzen, ohne ihr Geheimnis zu verraten." Der Debüt-Roman der 1985 geborenen Schweizerin "Einladung an die Waghalsigen" wurde u. a. mit dem aspekte-Preis und dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Für ihren zweiten Roman "Schlafgänger" (2014) erhielt sie den Schweizer Literaturpreis 2015.