Nach "Ganymed Boarding" (2010/11) und "Ganymed Goes Europe" (2013/14) hat am Mittwoch (23.9.) "Ganymed Dreaming" in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) Premiere. "Wir versuchen unser Projekt auf Tanz und Musik auszuweiten", sagte Peter Wolf von der Gruppe "wenn es soweit ist" am Montag bei einer Pressekonferenz.

Die Bespielung der Gemäldegalerie mit auf jeweils ein Bild Bezug nehmenden Texten ist zum Erfolgsprojekt geworden, das Regisseurin Jacqueline Kornmüller und der Schauspieler und Dramaturg Peter Wolf bereits auch in Museen in Budapest und Wroclaw umgesetzt haben. Man habe schon einen weiteren Auftrag für die Eröffnung des Kulturhauptstadtprogramms 2016 in Wroclaw, sagte Wolf.

Diesmal hat man sich von dem Film "Dreams" von Akira Kurosawa inspirieren lassen und sich dem Thema der Gewalt und der Schönheit von Träumen gewidmet. 13 Stationen warten an den Abenden auf die Besucher, sieben musikalische Kompositionen und sechs literarische Texte, inspiriert von Meisterwerken der Gemäldegalerie, werden dabei direkt vor den Gemälden umgesetzt und sollen so neue Sichtweisen auf Alte Meister eröffnen.

Dabei kann es zu durchaus überraschenden Begegnungen kommen. Als sie mit der Star-Sopranistin Angelika Kirchschlager durch die Galerie gegangen sei, habe diese plötzlich vor einem "Weiblichen Bildnis" von Adriaen Thomas Key Halt gemacht und "Das ist doch Putin!" gerufen, erzählte Kornmüller. Herausgekommen ist aus dieser tatsächlich verblüffenden Ähnlichkeit ein Libretto von Martin Pollack, der sich zu Musik von Johanna Doderer der "weiblichen Seite" Wladimir Putins nähert. Kirchschlager wird den Sehnsuchtsgesang des russischen Präsidenten nach der Nachfolge von Katharina der Großen vor dem Gemälde interpretieren, kontrastiert von einem gewaltigen chinesischen Gong.

Mit dem Bläserensemble Federspiel, dem Streich-Duo Catch-Pop String-Strong, dem Pianisten Marino Formenti (er spielt eine Eigenkomposition zu einem Bildnis von Lorenzo Lotto) und dem Wiener Musikduo Die Strottern gibt es einen starken Musik-Anteil. Emmanuel Obeya, Sänger der Band Sofa Surfers, schlägt einen Bogen von Daniele Crespis "Traum des Hl. Josef" zum hochaktuellen Flüchtlingsthema.

Burgschauspielerin Sylvie Rohrer schlängelt sich zu einem Text von Franz Schuh durch einen Ganzkörper-Kleiderschlauch, die ungarische Schauspielerin Dorka Gryllus (Protagoinistin der "Metzger"-Verfilmungen) spielt vor Vermeers "Malkunst" eine Szene von Martin Crimp. Auch der weißrussische Autor Viktor Martinowitsch, die junge deutsch-russischen Autorin Olga Grjasnowa ("Der Russe ist einer, der Birken liebt") und der in Wien lebende Autor Ilija Trojanow haben Texte geschrieben. Die junge Tänzerin Maria Teresa Tanzarella hat ein Traumtagebuch geführt.

Bis Mitte Dezember sind zwölf Vorstellungen angesetzt. Zu den ausgewählten Gemälden werden auch kunsthistorische Kurzführungen angeboten.

(S E R V I C E - "Ganymed Dreaming" im KHM, Premiere: 23.9., 19 bis 22 Uhr, Weitere Vorstellungen am 30.9., 10., 21., 28.10., 4., 11., 18., 28.11., 2., 9. und 16.12.; Karten: , ; )