"Wir sehen Theater im Bahnhof und wofür es steht: fundiert, pointiert, ironisch wird die eigene Geschichte in den gesellschaftspolitischen Machtraum hineingetragen und abgeglichen und so das Potential der Einmischung, wie Veränderung, überprüft, um Macht in ihrer politisch-ökonomischen Instrumentalisierung zu verändern.". So begründet die Jury des Festivals bestOFFstyria 2015 die Vergabe des Theaterlandpreises an die "Austellungsperformance" "Aufräumen" von Johanna Hierzegger, Pia Hierzegger und Gabriela Hiti vom Theater im Bahnhof (TiB) Graz.

Beschreibung des Siegerstücks:

Wir betreten den Mulitfunktionsraum der Stadt Graz. Wir blicken auf ein Tryptichon, fotografische Aktaufnahmen dreier Frauen, jede ein Schnitzel in der rechten Hand haltend – Schnitzel als ein verrücktes Feigenblatt. Ein Kunstgriff, der die nun folgende Geschichte in allem zeigt, begleitet und kommentiert. In einer Ecke durchsichtige Plastikkisten, mit deren Inhalt später das Schlussbild als panierte Geschlechterrolle enthemmt wird. Wir erfahren die Geschichte von Johanna Dohnal, einer österreichischen Politikerin, die polarisierend das politische und private Leben verkörperte. Wir sahen, eine Arbeit, die sich die Freiheit genommen hat, eine Persönlichkeit in all ihren Facetten aufzuzeigen, Auslegungen zu entwerfen und sich mit der Figur auseinander zu setzen. Spürbar wird eine Vertreterin einer Generation, die dem Feminismus eine Position gab, die heute eine Befragung nach heutigen Feminismusfragen und Aufgaben abverlangt. Die Geschichte von Johanna Dohnal (mit ihren Widersprüchen) gehört erzählt. Wir wissen: Feminismus is not dead.

Hier geht's zur Kleine-Zeitung-Kritik von "Aufräumen", von Werner Krause

"Kramer gegen Kramer" © Zweite Liga/Sabine Pichler

Jury- und Publikumspreise

Der Preis der Jury wird in diesem Jahr gesplittet, "im Sinne einer Anerkennung für den Mut radikaler ästhetischer Entscheidungen" geht er an Alex Deutinger & Alexander Gottfarb für "Chivalry is dead" und die Zweite Liga für Kunst und Kultur für "Kramer gegen Kramer".

Der Publikumspreis geht an das Spielraum Ensemble für  "Ein Sommernachtstraum".

Nominiert waren außerdem Follow the Rabbit ("Der hässliche kleine Vogel") und t'eig ("H'amlet").

Die Jury: 

  • Rachelle Nkou, Regisseurin, Schauspielerin (Wien)
  • Stephan Roppel, Regisseur, (Zürich)
  • Heike Albrecht, Dramaturgin und Mentorin für zeitgenössischen Tanz und Performaning (Berlin
  • Felizitas Kleine, Dramaturgin, (NRW)