Dem "Begeisterungstempel" Theater ist dieses selten gespielte Stück gewidmet, und Gruber ergreift die Gelegenheit, seine jahrzehntelange Erfahrung als Bühnenmensch kritisch zu reflektieren, wie es eben auch Nestroy selbst getan hat. Sarkastische Seitenhiebe auf den eitlen Kulturbetrieb und die schikanösen Behörden können da nicht ausbleiben. Schließlich landet das turbulente Geschehen in der Psychiatrie, und Gruber selbst mimt exzellent den Primar der Irrenanstalt. Wie schade, dass er sich sonst so rar auf den Bühnen macht.

Alles beginnt sehr gutbürgerlich in der Apotheke zum Hl. Nepomuk, wo es sogar einen Granderwasser-Spender gibt. Der selbstgefällige Apotheker Stössl (Franz Steiner) ist zugleich Kulturstadtrat und verteilt Wahlzettel mit dem Slogan "Für uns. Der einzig Richtige". Sein exaltiertes Mündel Matthias Damisch drängt zum Theater (ganz ausgezeichnet Valentin Frantsits) und vernachlässigt Stössls Tochter (tapfer die kniemäßig lädierte Carina Thesak) zugunsten der kapriziösen Schauspielerin Rosaura (Anna Mitterberger). Aus der wunderbaren Schwechater Darstellerriege ragen noch Bruno Reichert als bedrängter Theaterdirektor Schofel, Maximilian Gruber-Fischnaller als englischer Lord und Eric Lingens als wackerer Stössl-Sohn Konrad hervor. 

Der sich steigernde Wahnwitz äußert sich auch musikalisch in einem ebenso grandiosen wie aberwitzigen Quodlibetfinale zwischen Phantom der Oper, Offenbach-Cancan, Pink Panther und Rocky Horror Picture Show. "Uns ist nicht z'helfen, wir sind unheilbar. Wir sehen uns wieder nächstes Jahr". Darauf darf man sich schon jetzt freuen - und hoffen, dass die finanzielle Unterstützung in ausreichendem Maß gewährleistet ist. Im heurigen Sommer laufen die Vorstellungen bis 1. August, Infos gibt es unter . Zusätzlich zu den Vorstellungen gibt es weiterhin die sonntäglichen Nestroy-Frühstücke sowie die Nestroy-Gespräche auf Schloss Altkettenhof (7. bis 11. Juli).