Immer wieder dasselbe Spiel, sein Spiel: James Last betrat keine Bühne, er erschien. Mit Glitzersakko, Pferdeschwanz und funkelndem Ohrstecker, er schnippte lässig mit den Fingern, schleuderte dem Publikum den Rhythmus entgegen.

Blieb sich und seinen Glitzersakkos treu: James Last
Blieb sich und seinen Glitzersakkos treu: James Last © dpa

Mehr brauchte es nicht, bis seine Fans weltweit regelrecht "auszuckten": von California bis Kassel und von Melbourne bis Madrid. Mit spontanen Paartanz-Performances, Foxtrott-Flashmobs oder beswingtem Cha Cha Cha. Seine Musik prägte von Deutschland aus den Aufbruch, war ein Abgesang an die Gräuel der Nazizeit und vereinte scheinbar leichtfüßig Generationen, Bildungsschichten, Sprachen, Genres und Kontinente.

Mit dem nach ihm benannten Tanzorchester war Last für den Musikstil des" Easy Listening" bekannt geworden – eine leicht tanzbare, nebenher zu hörende Unterhaltungsmusik, die von summenden Sängerinnen, wuchtigen Bläsern und weich schäumenden Streichern.

"Andere gehen auf Kur, ich gehe auf Tour"

Er galt als Erfinder des "Happy Party Sounds" und als erfolgreichster Bandleader Deutschlands mit weltweit 80 Millionen verkaufter Platten. Sein Motto formulierte der 1929 in Bremen als Hans Last geborene Musiker so: "Unsere Show ist keine Show, sondern wir leben auf der Bühne." Oder anders formuliert: "Andere gehen auf Kur, ich gehe auf Tour." Knapp 70 (!) Jahre lang stand er auf der Bühne. Das Publikum wippte mit den Hüften, das Feuilleton lästerte aber gerne über Leichtigkeit des "Fahrstuhlgedudels" oder das "Quieken glücklicher Schweine". 

In Graz jubelten ihm die Fans beim Silvesterstadl zu. Und im Frühling tourte er mit seiner Abschiedstournee "Non Stop Music". So wirklich nahm ihm den Abschied aber sowieso niemand ab. "Wann immer mich jemand vor 20 Jahren mal gefragt hat - und damals war ich erst 60 Jahre alt - was meine Ideen als Musiker für später seien und was ich später mal machen will, habe ich ihm gesagt: weitermachen, weitermachen."

Sein letztes Konzert gab er am 26. April in Köln:

Seine Musik klang nach Zukunft

Seine lässige Art traf den Nerv der gebeutelten Nachkriegsgeneration. Der Sound seines Orchesters klang leichtfüßig nach Zukunft, nach der großen weiten Welt. Im Gegensatz zur Marschmusik der Vergangenheit. Im Laufe seiner Karriere spielte Last mit seiner Band nicht nur in Europa und Amerika, sondern auch in der ehemaligen Sowjetunion, China, Australien oder Neuseeland. Und mit dem Song "Einsamer Hirte" schaffte er es sogar in Quentin Tarantinos Film.

James Last sei im Beisein seiner Familie nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben, hieß es am Mittwoch. Eine öffentliche Trauerfeier sei in Hamburg geplant, der Termin ist aber noch offen.