Statt 4.000 Euro für einen Preis gibt es diesmal zweimal je 3.000 Euro - und je eine Uraufführung. Das Wiener Burgtheater und das Schauspiel Leipzig werden sich darüber verständigen, welches Haus welches Stück herausbringen wird. Dündars "Jardin D'Istanbul" und "die hockenden" der in Banska Bystrica/Slowakei geborenen und in Wien lebenden Autorin Miroslava Svolikova hätten beide "mit einer starken Verschränkung von Form und Inhalt überzeugt", sagte Laudator Jörg Albrecht, der auch die "starke Sprache" der Texte würdigte, "eine Sprache, die jeweils genau dem angemessen ist, was in den Texten geschieht, ja, die nur, weil die Sprache so arbeitet, wie sie arbeitet, überhaupt geschehen lassen kann, was dort geschieht".
Özlem Özgül Dündar, 1983 in Solingen geborene Studierende am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, lässt in ihrem Stück "in einer unaufwendigen Zweisprachigkeit" (Albrecht) vier Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland gekommen sind, im Restaurant "Jardin d'Istanbul" zusammenarbeiten. "Ihr Arbeitsalltag spielt sich auf den wenigen Quadratmetern der Küche ab. Zwischen dem normalen Betrieb verhandeln sie ihre Sorgen und ihre Ängste um ihre Zukunft", heißt es in der Stückbeschreibung.
"Zwei Chöre und zwei Einzelstimmen sprechen in einer präzisen Partitur", charakterisierte Albrecht das Stück "die hockenden": "Die Sprache ist von großer Entschiedenheit, von einer Wucht, die sich in der grafischen Anordnung, in quadratischen, gepressten Textblöcken niederschlägt; sie ist zugleich von großem, sehr gekonntem Humor."
In der diesjährigen Jury waren neben Albrecht die Dramaturginnen Esther Holland-Merthen und Eva-Maria Voigtländer, der Autor Peter Waterhouse sowie die neue Grazer Schauspielhaus-Intendantin Iris Laufenberg vertreten. Die bisherigen Preisträger waren Gerhild Steinbuch und Johannes Schrettle (2003), Ewald Palmetshofer (2005), Christian Winkler (2007), Henriette Dushe (2009), Susanna Mewe (2011) und Ferdinand Schmalz (2013).
Am Samstag (9. Mai, 19.30 Uhr) wird es zum Abschluss der "Interpretationssache", des Rahmenprogramms rund um den von "uniT Verein für Kultur an der Karl Franzens-Uni Graz" organisierten Preis, auf der Probebühne des Grazer Schauspielhauses in einem "Best of ... Retzhofer Dramapreis" szenische Lesungen von Ausschnitten der besten Stücke geben.