Am Dienstag (21. April) soll der Finanzrahmen bis 2019 im Ministerrat beschlossen werden. Die Ressorts haben Sparvorgaben erhalten, über die gerade verhandelt wird. Beim Kulturbudget erwartet Minister Josef Ostermayer (SPÖ) dagegen einen Zuwachs. Den wünschen sich auch die Leiter großer Kulturinstitutionen des Landes. Die APA hat den Zusatzbedarf erhoben. Er summiert sich auf jährlich zumindest 35 Millionen Euro.
Bei den Antworten auf die APA-Rundfrage war die Taktik mitunter ebenso entscheidend wie die Fakten. Während man sich im Theater in der Josefstadt (rund 6,5 Millionen Euro Bundessubvention) "mit der Bitte um Verständnis" als einzige angefragte Institution vollkommen bedeckt hielt, zeigte auch Bundestheater-Holding-Chef Günter Rhomberg, der noch vor kurzem "eine politische Grundsatzentscheidung, wohin die Bundestheater gehen sollen", eingemahnt und davor gewarnt hatte, dass eine gleichbleibende Basisabgeltung (derzeit 148,936 Millionen Euro) "ganz dramatische Auswirkungen" hätte, Zurückhaltung: Benötigt würden jene 15-17 Millionen Euro, die man in der laufenden und der nächsten Saison durch Immobilienverkäufe erzielen müsse. "Darüber hinaus besteht kein zusätzlicher Bedarf. Durch weitere Einsparungsmaßnahmen in allen Bereichen müssen zusätzliche Potenziale geschöpft werden", so Rhomberg. "Offen sind allerdings Gelder für seit Jahren zurückgestellte bauliche Erhaltungs- und Renovierungsinvestitionen."
Rund 0,2 Millionen Euro mehr vom Bund benötigt das Volkstheater Wien für 2016, "um nicht weniger zur Verfügung zu haben als im Vorjahr", rechnet die designierte Intendantin Anna Badora vor. Alleine "die tarifliche Erhöhung beim Personal, die inflationsbedingte Teuerung der Sachkosten sowie die Umsatzsteuererhöhung der Kartenpreise" summierten sich im kommenden Jahr auf rund 480.000 Euro. Andernfalls drohe ein Personalabbau. "Allerdings erhoffen wir durch die mit dem Bund in Gang gekommenen Gespräche in Sachen Generalsanierung, dass wir bei Zustandekommen der Sanierung auch innerbetriebliche Abläufe effizienter gestalten und so Geld einsparen können."
Während der Chef des derzeit mit 20 Millionen Euro geförderten Österreichischen Filminstituts, Roland Teichmann, als sein Hauptziel den "gesicherten Erhalt des Status Quo" formuliert, zeigen sich die Führungsspitzen der beiden größten österreichischen Sommerfestivals deutlich kämpferischer. In Bregenz will man eine Erhöhung des Bundeszuschuss von 2.278.000 auf 3.078.000 Euro. "Die Bregenzer Festspiele fordern keine Subventionserhöhung, sondern einen Kaufkraftausgleich für die seit 1997 nicht valorisierten Spielbetriebs-Subventionen", so Festspiel-Präsident Hans-Peter Metzler: "Eine Nicht-Anpassung oder gar Reduktion käme einem Anschlag auf die wirtschaftliche und auch künstlerische Substanz des Festivals gleich. In Folge müssten weiter Programm sowie auch Personal reduziert werden. Eine Fortführung des bewährten Unternehmens-Konzeptes wäre nicht mehr möglich."
Nach einer Subventionserhöhung erhalten die Salzburger Festspiele für 2015 und 2016 derzeit 6.406.400 Euro. Für 2017 und 2018 möchte Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler "die Fortschreibung der nur bis 2016 gewährten Erhöhung der jährlichen Zuwendungen sowie eine Anschubfinanzierung der neuen Intendanz Markus Hinterhäuser. Hinterhäuser kann und will nicht mit Wiederaufnahmen begingen, er muss die Chance bekommen im Programm seine Handschrift zu zeigen."
Rabl-Stadler: "Den Festspielen erwachsen unabhängig vom Spielplan durch Tariflohnerhöhungen, allgemeine Preissteigerung und die Inflation jährlich Mehrkosten in der Höhe von ca. 1,4 Millionen Euro." Bereits jetzt sei die Situation so dramatisch, "dass die Sponsoren nicht wie ursprünglich gedacht ausschließlich in die Kunst investieren, sondern bereits die Infrastruktur der Festspiele finanzieren". Bereits jetzt verzichte man auf Spielstätten und fahre einen strikten Sparkurs bei den Personalkosten. "Eine weitere Redimensionierung der Festspiele ist ohne Beschädigung des Rufes, das beste Festival der Welt zu sein, unmöglich."
Am lautesten schallen die Rufe aus den Bundesmuseen, deren derzeitiger DirektorInnen-Konferenz-Vorsitzender, NHM-Chef Christian Köberl, im APA-Interview moniert: "Momentan lebt man von Jahr zu Jahr und muss immer wieder aufs Neue zittern: Kommen wir noch über die Runden oder ist 2017 oder 2018 die erste Institution bankrott?"
Im NHM selbst sei eine Erhöhung der Basisabgeltung von momentan 14,381 Millionen Euro um mindestens 0,5 Millionen ebenso dringend nötig wie eine Inflationsanpassung, die er im Verein mit seinen Kollegen fordert. "Bereits jetzt müssen Rücklagen angegriffen werden um den Normalbetrieb zu finanzieren. Investitionen, Anschaffungen oder Ausstellungen wurden bereits zurückgefahren." Bei Ausbleiben einer Erhöhung "können wir noch 2 bis 3 Jahre weiterwursteln, bei Reduktion der Investitionen, des Ausstellungsbudgets, und des Marketingbudgets".
Auch bei den Kollegen im KHM-Museumsverband (jährliche Basisabgeltung: 23,842 Millionen Euro) hofft man, "unter geringen Einbußen noch bis 2017 ausgeglichen wirtschaften" zu können. "In einem Szenario der gleichbleibenden Basisabgeltung müssen wir an allen Kostenpositionen Kürzungen vornehmen um ausgeglichen budgetieren zu können." Der gesetzliche Auftrag "für das Mehren der Sammlungsbestände, das Bewahren, Erforschen, Präsentieren und Vermitteln" sei allerdings schon jetzt "nicht mehr im gleichen Ausmaß aufrechtzuerhalten", warnt man.
Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder beziffert gegenüber der APA den erforderlicher Mindestbetrag ab 2016 mit 9,5 bis 10 Millionen Euro pro Jahr (gegenüber 7,75 Millionen derzeit). Als Hauptgrund des zusätzlichen Bedarfs nennt er die Erstellung des Vergabeschlüssels der Basisabgeltung "zu einem Zeitpunkt erstellt, als die Albertina keinen Ausstellungsbetrieb hatte, über keine adäquate technische wie bauliche Infrastruktur verfügte und der Personalstand nur die Minimalerfordernisse abdecken musste", sowie die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes. Zudem habe man im Unterschied zu anderen Bundesmuseen "die großen Ausstellungshallen ebenso wie die klassizistischen Prunkräume mit eigenen Mitteln, durch Sponsoren, finanziert und erhält für deren Betrieb und Erhaltung keine eigenen Finanzmittel". Unter den bei fehlenden Mitteln gefährdeten Projekten nennt der Albertina-Chef u.a. die Online-Stellung der wichtigsten Bestände der Albertina, die Neuaufstellung der Gemäldegalerie, die Modernisierung der Prunkräume sowie die Sammlungserweiterung.
Im mumok beträgt die jährliche Basisabgeltung 8,7 Millionen Euro. "Wäre diese über die Jahre hinweg an die Inflation angepasst worden, müsste das mumok 2016 rund 10 Millionen Euro erhalten", rechnet Direktorin Karola Kraus vor. "Mit diesen Mitteln könnten wir zwar den Staus Quo erhalten, nicht aber neue, wegweisende Projekte vorantreiben. Um jedoch zukunftsweisende Vorhaben zu realisieren und international konkurrenzfähig zu bleiben, benötigt das mumok ab 2016 rund 12 Millionen Euro pro Jahr und jährlich eine entsprechende Inflationsanpassung." Sollte eine Erhöhung ausbleiben, sei das Museum "in der Erhaltung seiner Strukturen und seines museumspolitischen Auftrags ernsthaft gefährdet".
Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco meldet finanziellen Bedarf für das 21er Haus und das Winterpalais an. "Für das 21er Haus wurden ursprünglich 4,5 Millionen Euro gefordert, bereitgestellt wurden nur 2 Millionen Euro." Für das Winterpalais stünde die entsprechende Erhöhung der derzeit 8,97 Millionen Euro betragenden Basisabgeltung noch aus. Für das MAK (derzeit 9,66 Millionen Basisabgeltung) meldet Direktor Christoph Thun-Hohenstein den "dringenden Wunsch" nach jährlicher Inflationsabgeltung an. "Sollte es zu keiner Erhöhung der Basisabgeltung kommen, wird das MAK entsprechende Quantitätseinbußen beim Programm hinnehmen müssen, aber auch dringend notwendige Sanierungen nicht durchführen können, da schon jetzt ein Großteil des Programmes durch Sponsoren und Spender finanziert wird und eine Lukrierung darüberhinausgehender Gelder nicht realistisch erscheint."
Im Technischen Museum (TMW) müsste die derzeitige Basisabgeltung (11,613 Millionen Euro) "um mindestens 1,5 Millionen Euro steigen und eine jährliche Inflationsanpassung beschlossen werden, um den laufenden Betrieb für die nächsten Jahre sicherzustellen", argumentiert Direktorin Gabriele Zuna-Kratky und verweist auf fehlende Valorisierung bei steigenden Sach- und Personalkosten, steigende Kosten interaktiver Ausstellungen und umfassenden Sanierungsbedarf. Im Maßnahmenpaket, das bei ausbleibender Subventionserhöhung zu schnüren sei, finden sich Personalabbau ebenso wie die Einstellung von kleineren Ausstellungsprojekten und Bibliotheksbetrieb sowie Reduktion der Forschungsthemen und Einschränkung der Öffnungszeiten.
In der Österreichischen Nationalbibliothek (derzeit 23,059 Millionen. Euro Basisabgeltung) können "die bilanzierten bzw. geplanten Jahresfehlbeträge bis zum Jahr 2016 mit der vorhandenen Deckungsvorsorge abgedeckt werden", so Generaldirektorin Johanna Rachinger. "Ab dem Jahr 2017 ist eine Erhöhung der Basisabgeltung von rund 4,8 Millionen Euro erforderlich, um die Aufgaben und Zielsetzungen erfüllen zu können. (...) Ohne eine Erhöhung der Basisabgeltung müsste die Österreichische Nationalbibliothek ihr Angebot für BenutzerInnen sowohl in den bibliothekarischen als auch in den musealen Bereichen reduzieren, und alle Maßnahmen, die wir in den letzten Jahren gesetzt haben, stark zurückfahren."
Die Museumsdirektoren sind sich einig: Die Lage ist sehr ernst. "Das Schlimmste wäre, dass so weitergewurschtelt wird wie bisher", sagt Christian Köberl und spricht seinen Kollegen wohl aus dem Herzen: "Wir wünschen unserem Minister viel Glück in den Verhandlungen!"