Am Ende der Aufführung im Grazer Forum Stadtpark baumelt eine Jeans an der Wäscheleine, zuvor mit Mehl, Eiern und Bröseln versehen, wie es sich für ein Wiener Schnitzel geziemt. Zugegeben, ganz entspricht das nicht der Originalrezeptur, aber es ist eine schöne aktionistische Schluss-Metapher. Für eine Performance, bei der fast jeder ein wenig Fett abbekommt und vor allem bornierte Eier- und Bröselköpfe reihenweise paniert werden, wie es sich geziemt. Aber natürlich braucht die TiB-Crew kein Klopf-Hämmerchen, das Herbeizitieren etlicher umtriebiger und beklopfter Hämmer reicht absolut.

Dohnalisierung der Republik

"Aufräumen" ist eine tiefe Verbeugung vor der einstigen SPÖ-Frauenministerin Johanna Dohnal. Als eilige Johanna der ideologischen und dumpfbrüterischen Schlachthöfe scheute sie vor keinerlei eigenen Blessuren und Seitenhieben zurück, um dem Land halbwegs zu geben, was ihm schon lange zustehen hätte müssen: Emanzipation, Gleichberechtigung.
Die Dohnalisierung der Republik ist längst noch nicht abgeschlossen. Und so ist es nicht nur Erinnerungsarbeit, die drei Frauen über vierzig betreiben, sondern auch ein aktuelles, schiefes Zustandsbild. Im ersten Teil des Abends schlüpfen Pia und Johanna Hierzegger und Gabriela Hiti in Kurzsequenzen mit virtuoser Verwandlungsgabe in eine Unzahl von Rollen, erwecken den Brummbär Kreisky oder den ORF-Fettnapf-Dauermieter Hans Besenböck, sie spielen Dohnals legendären Auftritt in einer legendären Talkshow bei Hermes Phettberg nach und rufen Ignoranten auf den Plan, die Dohnal zum Schlachtross degradierten.

Wischwerte

Allesamt Szenen, dargeboten mit Sarkasmus, Wehmut, schwarzem Humor, Tiefsinn, Situationskomik, ohne Scheu vor Selbstentblößungen, die erneut belegen, dass das TiB die Patentrechte für eine theatralische Wundertüte besitzt, die, entzaubernd und zauberhaft zugleich, noch an Format dazugewonnen hat. Nahtlos kippt die Geschichte in Selbstreflexionen des grandiosen Trios. Parliert wird nun über den Wischwert von Wettex-Tüchern ebenso wie über die Tatsache, dass Feminismus schon gut und sehr wichtig, aber halt auch ein wenig anstrengend sei. Diese ausgeklügelte Aufführung ist es keineswegs. Sie kann, darin steckt ihre Tücke, schon zum Schieflachen animieren. Wer’s tut, sollte aber stets daran denken, danach wieder die richtige Haltung einzunehmen. Eine tiefe Verbeugung gehört dazu.