Die Steiermark hat die meisten Kulturinitiativen, die höchste Produktivität und ist mit ihrem Kulturbudget-Anteil von 1,1 % am Gesamthaushalt doch nur Schlusslicht unter den Bundesländern, die es im Schnitt auf 3 bis 4% bringen.
So sagt es zumindest die IG Kultur und sieht die Lage durch die von der Reformpartner SPÖ und ÖVP auf 31. Mai vorgezogenen Wahlen weiter verschärft, fürchtet man doch, durch schon erfolgte Kürzungen und weitere Verzögerungen von Förderzusagen bald völlig auf dem Trockenen zu sitzen (wir berichteten).
Zur Untermauerung der prekären Lage legte gestern Angelika Lingitz für die Interessensvertretung von 94 autonomen Kulturinitiativen ein Papier vor, das die Entwicklung der Landeskulturförderung 2010 bis 2015 beleuchtet. „Wer muss den Gürtel enger schnallen?“, fragt die Studie, und IG-Vorstand Anita Hofer gab gleich die Antwort: „Wie prophezeit, sind immer mehr Gelder an die Landesbeteiligungen – also an Joanneum und Theaterholding – gebunden, freie Kulturarbeit wird sukzessive verunmöglicht.“
Zwar habe Landesrat Christian Buchmann ja 2011 angesichts notwendiger Sparmaßnahmen die Devise „Die Großen retten die Kleinen!“ ausgegeben, in Wahrheit zeige sich laut Hofer aber, dass bei der freien Szene übermäßig gekürzt werde. Der Vergleich zwischen dem Kulturbudget 2010 und dem Voranschlag für 2015 bestätige das im Detail:
Die gesamten Kulturförderungen sanken demnach in diesem Zeitraum von 68,8 Millionen um 11 Millionen Euro (-16 %), die Förderungen für die Landeseinrichtungen von 52,2 Millionen um 6 Millionen Euro (-12 %), die allgemeinen Förderungen für die freie Szene von 12 Millionen um 3,5 Millionen Euro (-29 %). Zwar gäbe es bei den dreijährigen Förderverträgen für die Autonomen mit 6,5 Millionen heute 1,25 Millionen Euro mehr (+ 24%). Die heftigsten Einbußen hätten aber die Kleinstinitiativen zu verkraften, diese erhalten statt 6,8 Millionen (2010) nun nur noch 1,6 Millionen Euro (- 76%).
Patrick Schnabl, als oberster Kulturbeamter bei der Präsentation anwesend, korrigierte einige Zahlen: Für heuer seien durch Sondermaßnahmen wie 2014 insgesamt 10 und nicht 8,5 Millionen Euro für die Freien vorgesehen, er verteidigte zudem jahresübergreifende Budgetverschiebungen und die Sparpflicht an sich.
Wie übrigens auch Igo Huber. Der Vorsitzende des 15-köpfigen Kulturkuratoriums des Landes, das Ansuchen erstbeurteilt, bezweifelt die von der IG Kultur vorgelegten Zahlen. Doch darum gehe es gar nicht: „Projekte stehen zunehmend im Wettbewerb zueinander, weil die Anzahl und die Höhe der Förderansuchen in den letzten Jahren enorm gestiegen sind, die Wirtschaftslage aber weiter heikel ist. Das Kuratorium muss folglich noch strengere Maßstäbe anlegen, speziell bei Finanzplänen, auch wenn wir verstehen, dass der Kostendruck gerade für die Freien enorm ist“.
MICHAEL TSCHIDA
Petition zur Rettung des Kulturraums Steiermark auf igkultur.mur.at