Das Premierenpublikum zeigte sich von dem Stück am Samstagabend in Innsbruck begeistert und spendete der Inszenierung Susanne Schmelchers minutenlangen Applaus.

Vor rund 140 Jahren verfasste Leo Tolstoi seinen Roman über sieben Figuren, die alle auf ihre ganz eigene Weise um ihr Glück in der Liebe kämpfen. Die Thematik des Strebens nach der Selbstbestimmung und der Suche nach der absoluten Liebe ist heute aktueller den je. Armin Petras gelang es, das 1.200 Seiten umfassende Werk in die Gegenwart zu transferieren und doch den Geist der russischen Zarenzeit immanent zu halten.

Witz und Leidenschaft

Mit spartanischem Bühnenbild und Kostümen, die weder recht in die Gegenwart, noch in die Zeit Tolstois passten, sondern aus ihrer ganz eigenen Zeit und Welt zu stammen schienen, präsentierte sich Susanne Schmelchers Inszenierung. Den Schauspielern gelang es nicht nur den Witz zu transportieren, sondern auch die Leidenschaften und Verzweiflungen der Figuren auf die Bühne zu bringen. Vor allem Sara Nunius als Anna Krenina, Ulrike Lasta als Dascha und Benjamin Schardt als Lewin begeisterten mit ihren Darbietungen.

Schmelchers Inszenierung begann kraftvoll und energisch, sie konnte dies jedoch leider nicht über die gesamte Dauer des Werkes aufrechterhalten. Im Mittelteil des Stückes wies die Dramaturgie einige Schwächen auf und die Dynamik und Intensität der Anfangsszenen gingen zusehends verloren. Trotz der sich ständig drehenden Bühne wurde die Inszenierung spürbar statischer. Im Schlussteil gelang es Schmelcher jedoch diese Kraft und Dynamik wieder zu finden und das Stück endete in einer großartigen Schlussszene. Immer wieder eingespielte Musiksequenzen erinnerten ein wenig an die musikalische Untermalung in Filmen. Geschickt eingesetzt trugen sie viel zur Stimmung auf der Bühne bei und halfen, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten.