Es war einmal ein Mädchen, das hieß Rotkäppchen“, beginnt der alte Hofhund Sultan zu erzählen. Doch halt! Rotkäppchen heißt eigentlich Dorothea und die Geschichte von ihm und dem angeblich so bösen Wolf wird seit ewigen Zeiten ganz falsch überliefert.
Daher erzählt das Familienmusical „Grimm!“ – wie es im Untertitel heißt – „Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ (und auch gleich jene vom „Wolf und den sieben Geißlein“ und „Den drei kleinen Schweinchen“). Rotkäppchen ist jedenfalls mutig und neugierig und will trotz aller Warnungen den Wolf kennenlernen. Warum gilt er eigentlich als böse? Weil er Fleischfresser ist. Das sind aber auch die Menschen und Hunde. Und Grimm, der junge Wolf, meint in seinem cool geheulten Song „Menschen sind Mörder, Wölfe sind Helden“. Anliegen des Musicals ist es also, Vorurteile und den unbegründeten Hass auf das Fremde zu beleuchten. Der witzige Text (Peter Lund) und die flotten Songs (Thomas Zaufke) vermitteln in der stimmigen Inszenierung von Helge Stradner das Anliegen ideal.
Sigrid Spörk ist als Rotkäppchen herzig und natürlich, Christof Messner ein facettenreicher und lässiger Wolf. Franz Gollner und Florian Stanek brillieren als Hunde, János Mischuretz und Alisca Baumann als Schweinchen Schlau und Schweinchen Dick.
Einfach tierisch gut
Gesanglich und darstellerisch hervorzuheben sind noch Jutta Panzenböck als Gisela Geiß (und Großmutter Eule) und Terry Chladt als Schweinchen Doofi (und Schweinchen Wild). Die Geißlein der Singschul’ wurden von Andrea Fournier perfekt studiert und die Band unter der Leitung von Maurizio Nobili ist mit Sa(s)a Muti(´c), Philipp Pluhar, Karl Rossmann, Gernot Strebl und Reinhard Ziegerhofer erstklassig besetzt.
Weil es keine Schwarz-Weiß-Malerei gibt, gibt es auch kein verkitschtes Musical-Happy-End. Aber eine Annäherung und ein Relativieren von Gut und Böse. Viel verdienter Applaus bei der Premiere.
Eva Schulz