Herr Obonya, was ist für Sie der Unterschied zwischen dem Debüt im Vorjahr und der Wiederaufnahme?

CORNELIUS OBONYA: Nun, man versucht, beim zweiten Mal vieles neu zu machen, manches geradezubiegen. Doch es geht jeweils nur um Details, auch bei den Bildänderungen von der Regie her. Manchmal wundert man sich auch, was einem beim letzten Mal nicht aufgefallen ist. Gut ist es jedenfalls, wenn man nicht bei allem mit Null anfangen muss. Viele schöne Dinge sind bereits erfunden, der Körper hat sich verschiedene Bewegungen genau gemerkt, und so kann man sich zum Teil zurücklehnen. Die Anstrengungen, die die Rolle erfordert, kennt man aber genau.

Ist der "Jedermann" Ihre bisher physisch anstrengendste Aufgabe?

OBONYA: Schon. Nur bei der Produktion "Cordoba - Das Rückspiel" im Wiener Rabenhof war es ähnlich anstrengend, mit den Rollenwechseln und den verschiedenen Dialekten.

Was brauchen Sie nach jeder Vorstellung unbedingt?

OBONYA: Ein gutes Glas und gute Gespräche, um wieder aus dem Stück rauszufinden, um wieder im Leben anzukommen.

Erinnern Sie sich noch an Ihreerste Begegnung mit "Jedermann"?

OBONYA: Das war, als ich in Salzburg eine Vorstellung mit Klaus Maria Brandauer sah. Zu einer Zeit, als ich gerade daran dachte, mich dem Theater zuzuwenden.

Was ist Ihnen denn von Brandauers Interpretation in Erinnerung geblieben?

OBONYA: Einerseits die große Lebenslus, andererseits eine fast fröhliche Verwundertheit, dass ihm, "Jedermann", das alles zustoßen konnte.

Haben Sie etwas davon in Ihre Interpretation mitgenommen?

OBONYA: Nein, es wäre ja furchtbar, zu kopieren. Man muss auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Abschneiden kann man sich natürlich immer ein Stück, doch letztendlich muss ich schauen, was für mich selbst stimmt.

Nicht zu vergessen: ein berühmter "Jedermann" war Ihr Großvater Attila Hörbiger. Gab es bei Ihnen zu Hause keine Erinnerungsstücke oder Fotos an diese Zeit?

OBONYA: Das einzige Foto zu Hause zeigte meine Tante Christiane und meinen Vater Hanns Obonya beim Warten auf den Auftritt. Mein Vater hatte sich gerade eine Zigarette angezündet.

Wie war für Sie eigentlich jetzt das Jahr dazwischen.

OBONYA: Sehr arbeitsreich und wunderschön. Ich habe mit meiner Frau die Theaterproduktion "Crash" gemacht, habe Dreharbeiten absolviert, darunter die TV-Serie "Altes Geld". Leider ist unser großer Kollege Gert Voss gestorben, der ja mitwirkte.

Wird es trotzdem weitergehen?

OBONYA: Ich möchte nicht vorgreifen, aber: das Ganze jetzt abzubrechen, würde mir nicht gefallen. Der Letzte, der das gewollt hätte, wäre Gert Voss gewesen.

Ihre Rolle in "Falsches Geld"?

OBONYA: Ein korrupter Arzt.

Korrupte Ärzte: Glauben Sie, gibt's die?

OBONYA: Jaaa.

Werden Sie auch im "Jedermann" 2015 dabei sein?

OBONYA: Zu hundert Prozent weiß ich das noch nicht. Da gilt es noch, manche Sachen neu zu entdecken und auszumachen - auch mit sich selbst. Die Entscheidung fällt wohl erst nach der jetzigen Aufführungsserie.