Für die einen war er ein grandioser Schauspieler, der mit Filmen wie "Fitzcarraldo" Geschichte schrieb, für die anderen ein Psychopath, der Kollegen, Regisseure oder Journalisten wie ein Rüpel behandelte. Für Pola, die älteste Tochter des 1991 verstorbenen deutschen Schauspielers Klaus Kinski (1926 - 1991) war ihr Vater schlicht ein "Monster".

Kinderhölle

In ihrer am 21. Jänner erscheinenden Biographie "Kindermund" (Suhrkamp Insel) rechnet die heute 60-Jährige, die ebenfalls Schauspielerin wurde, mit ihm ab und arbeitet ihre Kinderhölle auf. Beklemmend schildert sie das Leben mit ihrem Vater, den sie im Buch Babbo nennt: "Die Tür fliegt auf, Babbo stürzt vor mir auf die Knie, umschlingt mich mit starken Armen und presst mich an seinen Körper. Sein Geruch nach Zigaretten und Parfüm ekelt mich, ich bekomme kaum Luft".

"'Mein Geliebtes, mein süßes Püppchen, mein Engelchen', haucht er, so seine Tochter. Dann bedeckt er meine Augen, meine Wangen und meinen Mund mit unzähligen feuchten Küssen. Verstohlen wische ich mir mit dem Mantelärmel übers Gesicht. Er nimmt meine Hand, umschließt sie fest mit seiner Pranke, und wir gehen hinaus. Ich werfe Mama einen flehenden Blick zu, aber sie schweigt und schaut aus dem Fenster zu den Tauben".

"Kinderschänder"

In einem Interview mit dem Hamburger "Stern" erzählte Pola Kinski jetzt, welchen Albtraum sie mit ihrem Vater erlebt habe: "Er hat sich einfach genommen, was er wollte." Ihr Babbo sei ein "Kinderschänder" gewesen und habe "alle Menschen missbraucht. Er hat andere Menschen nie respektiert", sagte sie. Vom fünften bis zum 19. Lebensjahr sei sie von ihm sexuell missbraucht worden. Ihre ganze Kindheit über habe sie mit der permanenten Angst vor dem Vater gelebt.

Klaus Kinski wurde als Bösewicht in den Edgar-Wallace-Filmen berühmt. Legendär ist auch die Aufnahme seiner Rezitation einer Ballade von Francois Villon: "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund, ich schrie mir schon die Lungen wund nach deinem weißen Leib, du Weib. Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht, da blüht ein schöner Zeitvertreib mit deinem Leib die lange Nacht". Diese Verse hört man jetzt wohl anders.