Eine stellenweise bis zu fünf Meter hohe und 400 Meter lange Mure hat am Donnerstagabend nach einem heftigen Gewitter in Rauris (Pinzgau) einen Bauernhof beschädigt und die einzige Zufahrtstraße in den Ort verlegt. Rund 3.000 Einheimische und 2.000 Touristen waren nach Angaben der Feuerwehr von der Umwelt abgeschnitten. Personen wurden bei der Gerölllawine nicht verletzt.

Eine lokale Gewitterzelle hatte gegen 18.30 Uhr die Mure ausgelöst. "Das Unwetter hat sich nicht mit dem Wind weiterbewegt, darum ist binnen kurzer Zeit auch so viel Wasser zusammen gekommen", sagte der Kommandant der Feuerwehr Rauris, Josef Messner, zur APA. Der Arlingbach unweit der nördlichen Gemeindegrenze konnte das mitgeschwemmte Geröll, Holz und Erde nicht mehr aufnehmen. Die Mure trat aus dem Graben und bahnte sich einen neuen Weg durch ein nahes Gehöft. Dann verlegte die Gerölllawine die unterhalb liegende Landesstraße.

Zum Zeitpunkt des Unwetters befanden sich vier Bewohner in dem Bauernhaus. Eine Frau, ihr 14 Tage altes Baby und ihre zwei kleinen Söhne wurden von der Feuerwehr aus dem Gebäude begleitet und in Sicherheit gebracht. "Das Bauernhaus scheint bewohnbar, aber der Keller war bis unter die Decke mit Schlamm gefüllt", sagte Messner am Freitag. "Wir haben den Keller ausgeräumt und ausgewaschen." Das Wasser sei zurück in den Bach gekehrt, zumindest akut drohe hier keine Gefahr. Wie schnell die Familie in ihr Haus zurückkehren kann, stand am Freitag aber noch nicht fest. "Heute und in den nächsten Tagen könnte es weitere Gewitter geben."

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Am Vormittag räumten Bagger und Lkw die Landesstraße frei. "Das wichtigste ist, dass wir nun den Durchlass unter der Straße von den Verklausungen befreien", berichtete Messner. Ein Hubschrauber überflog am Freitagvormittag das Gebiet, um sich einen Eindruck aus der Luft zu verschaffen.

Die Einsatzkräfte rechneten am Vormittag mit einer Totalsperre bis Mittag. Dann sollte die Straße zumindest einspurig wieder befahrbar sein. "Die Aufräumarbeiten gehen gut voran", sagte Einsatzleiter Kurt Reiter von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. In Rauris wurde gestern noch ein Shuttle-Dienst eingerichtet, wo rund 350 Touristen, die in den Ort wollten, auf einem Wanderweg zu Fuß um die Mure geleitet wurden. Viele Pendler kamen am Freitag nicht oder nur stark verspätet in die Arbeit.

Neben den drei Feuerwehren Rauris, Lend und Taxenbach und der Polizei kümmerten sich am Donnerstag und Freitag Mitarbeiter der Wildbachverbauung, der Straßenmeisterei, der Bezirkshauptmannschaft und etliche private Helfer um die Aufräumarbeiten.

Wieder Schäden in Tirol

Auch in Tirol hat es in der Nacht auf Freitag erneut Unwetterschäden gegeben. Betroffen waren unter anderem das Sellrain- sowie das Hintere Zillertal. Meldungen über Verletzte gab es nicht.

Nach einem Murenabgang musste die Sellrainlandesstraße (L13) zwischen Gries und Sellrain (Bezirk Innsbruck-Land) gesperrt werden. Nach Abschluss der Aufräumarbeiten konnte die Straße am Freitag um 00.15 Uhr wieder freigegeben werden. In Sellrain mussten zudem acht Hausbewohner aus Sicherheitsgründen evakuiert werden.

In Finkenberg (Bezirk Schwaz) wurde kurz vor 23.00 Uhr die Tuxer Landesstraße von einem hochwasserführenden Bach auf einer Länge von 100 Metern mit Geröll und Schlamm überflutet. Die Aufräumungsarbeiten dauerten drei Stunden lang.

Von Blitzen verletzt

Ein 47-jähriger Oststeirer ist am Donnerstag bei einem Unwetter vom Blitz getroffen und lebensgefährlich verletzt worden. Der Mann war mit einem Regenschirm auf dem Gelände seiner Firma unterwegs, als ihn der Stromschlag zu Boden gehen ließ. Er erlitt einen Herzstillstand. Ein Angestellter einer benachbarten Firma entdeckte ihn. Er wurde ins LKH Grazgeflogen.

Auch am Hochrindl in Kärnten wurden zwei deutsche Wanderinnen von einem Blitz verletzt. Eine Wanderin stürzte dabei mit ihrem Gesicht voran zu Boden und erlitt Verletzungen unbestimmten Grades. Ihre Begleiterin erlitt einen Schock.