Pakistans einziges Popsternchen, Qandeel Baloch (Mitte 20), ist offenbar von ihrem eigenen Bruder ermordet worden. Nach dem Mord an der über Facebook berühmt gewordenen jungen Pakistanerin wurde ihr Bruder unter Tatverdacht festgenommen. Muhammad Waseem habe bereits den "Ehrenmord" an seiner Schwester gestanden, erklärte die Polizei in Multan am Sonntag.

Demnach sagte der junge Mann aus, er habe Qandeel Baloch nach ihren jüngsten "anstößigen Videos" ermordet, die größtenteils im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht wurden. Die Polizei hatte bereits am Samstag erklärt, die für erotische Internet-Auftritte bekannte Baloch sei von ihrem eigenen Bruder erwürgt worden. Offenbar handle es sich um einen Fall von "Ehrenmord". Waseem war zunächst flüchtig.

© Twitter/Baloch

"Ich werde dafür kämpfen. Ich werden nicht aufgeben. Ich werde mein Ziel erreichen und nichts, aber schon gar nichts kann mich stoppen", hatte die freiheitsliebende junge Frau am Donnerstag noch auf ihrer Twitterseite gepostet. In der Nacht zum Samstag war sie bereits tot.

Abtransport der Toten
Abtransport der Toten © APA/AFP/SS MIRZA

Tausend tote Frauen

Der Tod der jungen Popsängerin ist leider kein Einzelfall: In Pakistan wurden 2015 mehr als 1.000 Frauen und Mädchen für angeblich ehrenrühriges Benehmen getötet - also Verhalten, das vermeintlich nicht zu den gesellschaftlichen Konventionen passt. Die Zahlen wegen Tötungen, weil sich Frauen über traditionelle Regeln oder schlicht den Willen ihrer Angehörigen hinweggesetzt haben steigen. 2013 wurden 869 solcher Morde registriert, 2010 waren es 791.

Viele weitere Morde kommen aber nie ans Licht, außerdem bleiben sie oft ungeahndet. Das zuständige pakistanische Gesetz enthält eine Klausel, die es dem Vormund des Opfers erlaubt, dem Täter zu verzeihen. Weil solche Morde zumeist innerhalb der Familie passieren, wird den Tätern häufig vergeben - und sie werden dann nicht bestraft.

Oscargekrönter Film

Im Februar hatte die pakistanische Filmemacherin Sharmeen Obaid Chinoy für die Kurz-Dokumentation "A Girl in the River: The Price of Forgiveness" einen Oscar gewonnen. In dem Werk erzählt sie von einer Frau in Pakistan, die zu Tode verurteilt wird, als sie sich verliebt. Der Film hatte landesweit eine Debatte ausgelöst. Die Regierung versprach daraufhin, das Gesetz zu ändern. Bisher ist das nicht passiert.