Die ägyptischen Behörden haben die Zweifel ausgeräumt: Bei den Trümmerteilen, die im Mittelmeer nahe der griechischen Insel Karpathos gefunden wurden, handelt es sich um Überreste des verschwundenen Egyptair-Flugs MS804. Dies hätten die zuständigen Ministerien bestätigt, teilte Egyptair am Donnerstagabend im Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Gefunden worden seien unter anderem Rettungswesten und Plastikteile, die an der vermuteten Absturzstelle im Mittelmeer trieben. Zuvor hatte bereits die griechische Armee von entdeckten Trümmerteilen berichtet, die möglicherweise von dem Flugzeug stammten. Die Angehörigen der Passagiere und Crewmitglieder seien informiert worden. Die Airline drücke ihr Beileid gegenüber den Betroffenen aus. Zusammen mit den griechischen Behörden würden die ägyptischen Suchmannschaften die Suche nach weiteren Teilen des Flugzeuges fortsetzen.

Was bisher geschah

Die Maschine mit 66 Menschen an Bord war Donnerstag in der Früh als vermisst gemeldet worden. Das Flugzeug der Egyptair ist allen Anzeichen nach abgestürzt. Das sagte am Donnerstag der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos im griechischen Fernsehen.

Inzwischen dementiert die Fluglinie Berichte, wonach rund 380 Kilometer vor Kreta mutmaßliche Trümmerteile der Maschine entdeckt wurden. "Egyptair hat die zuständigen Behörden in Griechenland kontaktiert. Sie konnten diese Information nicht bestätigen", teilte die Airline am Donnerstag mit. Das griechische Staatsfernsehen hatte zuvor berichtet, Teile des Wracks von Flug MS804 seien im Meer gefunden worden.

Laut Nachrichtenagentur Reuters wurden auch Leichen gefunden. Auch der Sender Al Arabiya spricht von zwei Leichenfunden. Die konnte bisher weder bestätigt noch dementiert werden.

Minister: Eher Anschlag als Defekt

Der Absturz ist nach Einschätzung des ägyptischen Luftfahrtministeriums eher durch einen Anschlag als durch einen technischen Defekt verursacht worden. Er wolle nicht spekulieren, doch sei bei einer genauen Analyse des Vorfalls die Wahrscheinlichkeit eines "Terrorangriffs" höher als die eines technischen Versagens, sagte Luftfahrtminister Scherif Fathy.

Ähnlich äußerte sich der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. "Allem Anschein nach ist es ein Terrorakt, bei dem 66 Bürger verschiedener Staaten umgekommen sind", sagte Alexander Bortnikow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge.

Details nannte er nicht. "Wir rufen alle auf, einschließlich der Partner aus Europa, gemeinsam jene Personen aufzuspüren, die an diesem terroristischen Akt beteiligt sind", sagte Bortnikow bei einem Besuch in der weißrussischen Hauptstadt Minsk.

Experten vermuteten einen plötzlichen Zwischenfall an Bord. "Ein technisches Problem wie ein Brand oder eine Motorenpanne führt normalerweise nicht sofort zu einem Unfall", sagte der Luftfahrtexperte Jean-Paul Troadec. In solchen Fällen hätte die Besatzung Zeit gehabt, zu reagieren und Alarm zu schlagen. Weil das nicht geschah, könne auch "an ein Attentat gedacht" werden. Sowohl auf Frankreich als auch auf Ägypten verübte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im vergangenen Jahr schwere Anschläge. Aus dem Weißen Haus in Washington hieß es am Donnerstagabend (MESZ), es sei zu früh, sichere Aussagen über die Absturzursache zu treffen.

Sozialdemokraten-Gipfel in Rom abgesagt

Als Zeichen der Trauer für Flugtragödie hat der italienische Premier Matteo Renzi das am Freitag in Rom geplante Treffen der sozialistischen und sozialdemokratischen Staats- und Regierungschefs Europas abgesagt. Am Treffen hätte sich auch der neue Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) beteiligen sollen.

Renzi telefonierte mit Frankreichs Präsident Francois Hollande, der ebenfalls beim Sozialdemokraten-Treffen in Rom erwartet worden war, und kondolierte ihm zur Flugunglück, berichteten italienische Medien. Ein Ersatztermin für das Sozialdemokraten-Treffen, bei dem unter anderem Themen wie Zukunft Europas vor dem Brexit-Referendum in Großbritannien, die Flüchtlingspolitik, Maßnahmen zur Förderung des Wirtschaftswachstums und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf der Agenda standen, wurde nicht bekanntgegeben.

Flugzeug sackte ab

Die Maschine war gegen 3.37 Uhr griechischer Ortszeit (2.37 Uhr MESZ) auf einer Höhe von gut 37.000 Fuß (knapp 11.300 Meter) unterwegs. "Die Maschine befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa zehn bis 15 Seemeilen im ägyptischen Flugraum", sagte Kammenos. "Dann machte es eine Drehung von 90 Grad nach links und danach eine andere Drehung von 360 Grad nach rechts und fiel auf eine Höhe von 15.000 Fuß. Sein Radarbild verschwand auf einer Höhe von 10.000 Fuß", sagte der Minister.

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Der Kontakt brach nach Angaben der Fluggesellschaft 240 Kilometer vor dem ägyptischen Festland ab. Österreicher waren ersten Angaben zufolge nicht an Bord.

Hollande bestätigt Absturz

Frankreichs Präsident François Hollande bestätigt den Absturz des ägyptischen Airbus. Es sei leider klar, dass das Flugzeug verloren und im Meer versunken sei, sagt er. "Keine Hypothese" für den Absturz könne ausgeschlossen werden. Bei der Suche nach den Trümmern bietet er Frankreichs Hilfe an. Zugleich drückt er den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.

Suche nach Airbus

Nach Angaben des griechischen Generalstabs wird 130 Seemeilen (240 Kilometer) südsüdöstlich der Insel Karpathos im offenen Meer zwischen Griechenland und Ägypten nach der Egyptair-Maschine gesucht. An der Aktion nehmen zwei Flugzeuge der griechischen Luftwaffe und eine Fregatte der Kriegsmarine teil. Zwei Hubschrauber und ein weiteres Flugzeug seien auf Karpathos und Kreta startbereit.

Frankreich beteiligt sich mit Flugzeugen und Schiffen an der Suche. Paris stimme sich eng mit den Behörden in Ägypten und Griechenland ab, sagte Außenminister Jean-Marc Ayrault in Paris. Er warnte mehrfach vor voreiligen Spekulationen zur Ursache des Verschwindens der Maschine, die in Paris Richtung Kairo gestartet war. "Es gibt bisher überhaupt keine gesicherten Informationen", sagte Ayrault. Deswegen müsse man sehr vorsichtig sein mit Hypothesen zum Schicksal des Egyptair-Flugzeugs.

Kein Notruf aus dem Flugzeug

Die Piloten der vermissten Maschine der Egyptair haben sich nach Angaben des Chefs der griechischen Luftfahrtbehörde beim vorgesehenen Verlassen des griechischen Luftraums nicht mehr gemeldet. "Als sie zunächst die Insel Kea (nahe Athen) überflogen, haben sie sich normal gemeldet und keine Probleme erwähnt", sagte Konstantinos Lintzarakis am Donnerstag dem griechischen Nachrichtensender Skai.

Anschließend sei die Maschine normal weiter Richtung Ägypten geflogen. Die Piloten hätten sich aber nicht - wie es üblich ist - beim Verlassen des griechischen Flug-Kontrollraums südlich der Insel Karpathos und südöstlich der Insel Kreta gemeldet. Anschließend verschwand das Flugzeug von den Radarschirmen.

Die griechischen Fluglotsen nahmen zunächst Kontakt mit der griechischen militärischen Luftsicherung auf. Als auch diese Fluglotsen meldeten, sie können nichts auf ihren Radars sehen, seien die ägyptischen Flugsicherungs-Behörden alarmiert worden, hieß es.

Eine ägyptische Militäreinheit soll laut verschiedener Medienberichte um 4.26 Uhr ein Signal über einen Notfall bei der Maschine erhalten haben, kurze Zeit später wurden diese Berichte jedoch wieder dementiert. Augenzeugen berichten von einem "Feuerball am Himmel". Die griechischen Behörden überprüfen diese Berichte.

Keine Österreicher an Bord

An Bord der vermissten Egypt Air Maschine befanden sich nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden der Fluggesellschaft, Ahmed Adel, 66 Personen. Der Kontakt sei abgebrochen, als die Maschine etwa 16 Kilometer (10 Meilen) im ägyptischen Luftraum war, sagte Adel Donnerstagfrüh im US-Sender CNN.

Der Kontakt brach um 02.45 Uhr ab. Eigentlich sollte der Flug MS804 um 03.05 Uhr in der ägyptischen Hauptstadt Kairo landen.

Nach Adels Worten bestand die Crew aus drei Sicherheitsbeamten, fünf Stewardessen und zwei Piloten. Die Piloten beschrieb er als sehr erfahren. Die Maschine, ein Airbus A320, sei relativ neu gewesen. Ein CNN-Experte schloss technisches Gebrechen aus.

Unter den 56 Passagieren an Bord waren unter anderem 30 Ägypter und 15 Franzosen. Auch ein Kind und zwei Babys gehörten zu den Passagieren. Außerdem waren zwei Iraker an Board und jeweils eine Person aus Großbritannien, Belgien, Kuwait, Saudi-Arabien, dem Sudan, Portugal, Algerien und Kanada. Auch im Außenministerin in Wien hieß es, dass "zu 99 Prozent keine Österreicher an Bord der Maschine waren".