Den Männern aus Nordafrika werden den Angaben zufolge vor allem Eigentumsdelikte wie Diebstahl zum Vorwurf gemacht, keine Sexualstraftaten. Am Montagabend war die Zahl der Anzeigen bei 553 gelegen. Zu Silvester sollen Männergruppen in und um den Hauptbahnhof Frauen umzingelt, bedrängt und bestohlen haben. Eine Zahl von Personen, die im Zuge der Ermittlungen überprüft wurden, weil sie als Täter infrage kommen, nannte Bremer nicht. Auch zu der Anzahl angezeigter Sexualstraftaten wollte er zunächst keine Angaben machen.

Die Kölner Polizei und Bundespolizei hatten zuvor jeweils von mehr als 20 Verdächtigen berichtet und zuletzt etwa 45 Prozent der Anzeigen Sexualstraftaten zugeordnet. Seit Dienstag ist allerdings die Kölner Staatsanwaltschaft zentraler Ansprechpartner für Fragen zu den Übergriffen - und nicht mehr die wegen ihrer Medienarbeit vielfach kritisierte Kölner Polizei. Die Behörde soll für den Fall daher auch mit zwei zusätzlichen Oberstaatsanwälten verstärkt werden, wie Bremer sagte.

Laut deutschem Bundeskriminalamt (BKA) haben sich die Täter verabredet. Es habe sich aber nicht um organisierte Kriminalität gehandelt, sagte BKA-Chef Holger Münch. Diese würde nämlich geschlossene Gruppierungen bedeuten, hierarchische Gruppierungen, "das sehen wir hier nicht". Es sei aber klar, dass die Täter sich verabredet hatten.

Die Urheber der sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln und anderen Städten seien "aus dem überregionalen Raum" gekommen, sagte Münch am Dienstag. "In der Regel läuft so etwas über Verabredungen in sozialen Netzwerken." Nun müsse genau ermittelt werden, wo und wie diese Verabredungen stattgefunden hätten, um solchen Übergriffen künftig vorzubeugen.

Der BKA-Chef fügte hinzu, es sei auch bekannt, dass für solche Übergriffe gezielt dichte Menschenmengen genutzt würden. Das sei in der Silvesternacht in mehreren Städten der Fall gewesen. Er verwies auch auf Meldungen zu ähnlichen Taten aus Schweden, aus Österreich oder aus der Schweiz.

Im Zuge der Ereignisse wird nun über Gesetzesänderungen diskutiert - etwa zur schnelleren Abschiebung krimineller Asylbewerber. Die Union macht massiv Druck dafür, auch SPD-Chef Sigmar Gabriel hat sich offen gezeigt. Andere in der SPD - etwa Vize Ralf Stegner und Fraktionschef Thomas Oppermann - wollen aber nichts überstürzen.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Reiner Hoffmann, warnte vor einem öffentlichen Stimmungsumschwung. "Inakzeptable Ereignisse wie in Köln dürfen nicht der Anlass sein, die positive Gesamtstimmung in der Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen kaputtzureden", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.