In Südkorea ist der vierte an Mers-Virus erkrankte Patient gestorben. Ein 76-jähriger Mann erlag laut Behörden am Donnerstag der Infektion. Fünf weitere Menschen seien an dem Middle East Respiratory Syndrome erkrankt. Damit gebe es landesweit nun 41 Infizierte. Viele Südkoreaner werfen den Gesundheitsbehörden vor, zu zögerlich auf den Ausbruch reagiert zu haben.

Am Freitag gab das Gesundheitsministerium nach langem Zögern bekannt, in welchem Krankenhaus der erste Mers-Infizierte behandelt wurde. Alle Menschen, die die Klinik in Pyeongtaek rund 65 Kilometer südlich von Seoul zwischen dem 15. und 29. Mai besucht haben, sollen sich bei den Behörden melden.

Große Sorge wegen Ansteckung

Für große Besorgnis sorgt insbesondere der Fall ein Arztes aus Seoul, der nach der Ansteckung noch an Veranstaltungen mit bis zu 1.500 Menschen teilgenommen hatte. Seouls Bürgermeister Park Won Soon warf der Regierung vor, nicht ausreichend über den Fall informiert zu haben. Von nun an werde sich die Stadt selbst darum kümmern, den Ausbruch der Krankheit einzudämmen, sagte er am Freitag. Seoul werde gegen Mers "einen Krieg führen" und "schnelle und strikte Maßnahmen ergreifen".

Das Mers-Virus bestimmt in Südkorea zunehmend das öffentliche Leben: Mehr als tausend Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Fast 2.000 Menschen aus dem Umfeld von Mers-Infizierten stehen unter Quarantäne oder Beobachtung. In Seoul tragen inzwischen zahlreiche Menschen aus Furcht vor einer Ansteckung in U-Bahnen und Bussen Atemschutzmasken.

Bei dem Mers-Virus handelt sich um einen seit 2012 bekannten neuen Stamm aus der Gruppe der Coronaviren. Die Erkrankung geht häufig mit grippeähnlichen Beschwerden einher wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit. Bei schweren Verläufen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, auch kann es zu Nierenversagen kommen. Allerdings ist Mers nicht so leicht zwischen Menschen übertragbar.

Weltweit haben sich bisher 1.161 Menschen in mehr als 20 Ländern mit Mers infiziert, 436 Patienten starben. Die meisten Erkrankungen treten auf der Arabischen Halbinsel und dort vor allem in Saudi-Arabien auf. In anderen Gebieten handelte es sich meist um eingeschleppte Infektionen.