Ein Flugmediziner muss laut "Welt am Sonntag" seit April 2013 bei schweren Krankheiten wie einer Depression den Fall an die Aufsichtsbehörde verweisen. Seitdem habe es noch zwei Tauglichkeitsprüfungen von Andreas Lubitz gegeben, und zwar im Sommer 2013 und 2014. Wie die Zeitung unter Berufung auf eine schriftliche Stellungnahme des Luftfahrtbundesamtes berichtet, hatte die Behörde in Braunschweig bis zur Akteneinsicht beim Aeromedical Center der Lufthansa in Frankfurt in Main am 27. März "keinerlei Informationen über die medizinischen Hintergründe".

Laut "Welt am Sonntag" gab es in der Lizenz des Co-Piloten zudem einen sogenannten SIC-Vermerk, der vorschreibt, dass der untersuchende Arzt die lizenzvergebende Behörde kontaktieren muss. Das war aber nicht geschehen, wie das Luftfahrtbundesamt auf Anfrage der Zeitung bestätigte. Die Lufthansa wollte sich zu dem Fall nicht äußern und verwies auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die vom Unternehmen natürlich voll unterstützt würden.

Auch ein psychiatrisches Gutachten

Seit 2009 hätten die Lufthansa-Ärzte in den unternehmenseigenen Aeromedical Centern in Frankfurt am Main und München insgesamt sechs Mal die Tauglichkeit von Andreas Lubitz bestätigt, schreibt die "Welt am Sonntag". 2009 sei zusätzlich zum gewöhnlichen Test auch ein psychiatrisches Gutachten erstellt worden. Weitere derartige Gutachten seien aber nicht eingeholt worden.

Der Co-Pilote Andreas Lubitz steuerte den Germanwings-Airbus den bisherigen Ermittlungsergebnissen zufolge am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf bewusst in einen Berg in den französischen Alpen, um sich das Leben zu nehmen. Dabei kamen 150 Menschen ums Leben. Schnell wurde bekannt, dass der 27-Jährige bereits wegen schwerer psychischer Probleme mit Suizidgefahr behandelt worden war.

Zahlreiche Handys gefunden

Bei den Bergungsarbeiten an der Absturzstelle konzentrieren sich die Einsatzkräfte inzwischen auf die Habseligkeiten der Opfer. Andere Arbeiten seien weitgehend eingestellt. Die Unfallstelle werde weiter gesichert, teilte die Präfektur am Sonntag mit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille wurden etwa zahlreiche Handys gefunden.

In der kommenden Woche soll damit begonnen werden, große Wrackteile von der Unglücksstelle abzutransportieren. Für schweres Bergungsgerät hatten die französischen Verantwortlichen eigens einen improvisierten Weg für Geländefahrzeuge zu dem sonst nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbaren Ort des Absturzes präparieren lassen. Die Lufthansa hat bereits eine Spezialfirma damit beauftragt, das Gelände nach dem Absturz zu reinigen. Auch diese Arbeiten sollen unter Aufsicht von Staatsanwaltschaft und französischen Behörden erfolgen.

Wasser wir überwacht

Laut Präfektur wird aus der Unglücksregion kommendes Wasser überwacht. Bisher gebe es keine Hinweise auf eine Belastung der Umwelt. Für den Fall von Regenfällen seien zur Sicherheit Filtersperren errichtet.

Am Wochenende trafen erneut Angehörige der Opfer in der Unglücksregion ein. Die meisten der 150 Getöteten stammten aus Deutschland und Spanien. Die Gedenkstätte in Le Vernet nahe dem Absturzort wurde von Trauernden besucht. Die Angehörigen wurden wie stets seit dem Absturz am 24. März von der Polizei abgeschirmt.