Nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine in Frankreich hat die Fluggesellschaft am Dienstag zahlreiche Flüge gestrichen. "Einige haben ihren Dienst aus persönlichen Gründen nicht angetreten, aber nicht aus Sorge, dass da was im Argen liegt", sagte die Lufthansa-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Einzelheiten nannte sie nicht. Wie viele Beschäftigte nicht zum Dienst erschienen und welchen Flughäfen betroffen waren, blieb zunächst offen.

Hintergrund für "die Weigerung etlicher Piloten", ihren Dienst aufzunehmen, ist nach Darstellung von "Spiegel online" offenbar, dass die Unglücksmaschine am Montag wegen technischer Probleme den ganzen Tag in Düsseldorf am Boden gestanden sei. Es habe ein Problem an der "Nose Landing Door" gegeben, bestätigte die Lufthansa-Sprecherin. Die "Nose Landing Door" ist "Spiegel online" zufolge eine Klappe, die sich am Rumpf öffnet und schließt, wenn das Bugrad aus- und eingefahren wird. "Das ist kein sicherheitsrelevantes Thema, sondern ein Geräuschthema. Das Problem wurde routinemäßig behoben", sagte die Lufthansa-Sprecherin.

Verbindungen gestrichen

In Düsseldorf wurden laut Flughafen-Homepage unter anderem Verbindungen nach Paris, Hamburg, London, Madrid und Stockholm gestrichen. Auch in Köln fielen Germanwings-Verbindungen aus. Dort wurden laut Flughafen Verbindungen nach London, Mailand und Zürich annulliert. Am Flughafen in Stuttgart wurden drei Starts annulliert. Auch an den Flughäfen Tegel, Halle/Leipzig und Hamburg fielen Verbindungen der Lufthansa-Tochter aus. Die Gründe konnten die jeweiligen Flughafensprecher nicht nennen. Am Flughafen Wien waren Germanwings-Ankünfte am Dienstagabend zum Teil um mehrere Stunden verspätet gelandet, ein Flug aus Berlin wurde überhaupt storniert.

Bei dem Absturz sind am Dienstag wahrscheinlich alle 150 Insassen ums Leben gekommen. Unter den Opfern sind nach Angaben der Fluglinie vermutlich 67 Deutsche. Der Airbus A320 war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf. Der Germanwings-Mutterkonzern Lufthansa geht von einem Unfall aus. An Bord der Maschine seien 144 Passagiere gewesen, darunter zwei Babys, sowie sechs Besatzungsmitglieder, sagte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann am Flughafen Köln/Bonn. Die französische Regierung schloss aus, dass jemand den Absturz überlebte.

Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums in Wien, sagte der APA: "Von den 150 Menschen an Bord waren 145 mit Sicherheit keine Österreicher. Auch bei den verbleibenden fünf gab es keine Hinweise auf eine österreichische Staatsbürgerschaft."

Schülergruppe

In dem Airbus saß auch eine 16-köpfige Schülergruppe aus Nordrhein-Westfalen mit ihren zwei Lehrerinnen. Den spanischen Behörden zufolge hatten 45 Passagiere spanische Familiennamen. Nach belgischen Angaben kam außerdem mindestens ein Belgier ums Leben. Lufthansa-Topmanagerin Heike Birlenbach erklärte, derzeit werde davon ausgegangen, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe. Alles andere wäre "Spekulation".

Der Airbus A320 war am Vormittag rund eine Stunde nach dem Start in Barcelona in den französischen Alpen abgestürzt, nachdem die Maschine laut Germanwings-Chef Winkelmann aus unbekannten Gründen in einen Sinkflug gegangen war, der acht Minuten gedauert habe. Dann sei der Kontakt zur französischen Flugsicherung abgebrochen und die Maschine abgestürzt.

Die Trümmer der Maschine wurden in der Region zwischen Digne und Barcelonnette in den südlichen Alpen entdeckt. Nach Angaben der Rettungskräfte vor Ort zerschellte das Flugzeug auf 1.500 Metern Höhe unter dem Massiv von Estrop im Tal von Blanche. Am Abend teilte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve mit, dass ein Flugschreiber gefunden worden sei.