Wie die texanische Anwaltskammer am Donnerstag mitteilte, wurde ein Verfahren gegen den damaligen Staatsanwalt eingeleitet, weil er den Hauptbelastungszeugen manipuliert haben soll.

Cameron Willingham war im Jahr 2004 hingerichtet worden, weil er 1991 sein Haus in Brand und dabei seine drei Töchter getötet haben soll. Bis zuletzt hatte er seine Unschuld beteuert.

Bei seinem Urteil stützte sich das Gericht vor allem auf die Aussage von Willinghams Mithäftling Johnny Webb, wonach der Angeklagte ihm den Mord gestanden haben soll. Nun aber gestand Webb, dass er vom damaligen Staatsanwalt John Jackson zu der Aussage gedrängt worden sei.

Unter Druck gesetzt

Er habe Willingham nicht in den Todestrakt schicken wollen, doch habe Jackson ihn mit der Drohung unter Druck gesetzt, "entweder bezeugst Du das oder Dir wird lebenslänglich aufgebrummt", berichtete Webb der Organisation Marshall Project, die sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzt. "Ich habe mich dem Druck gebeugt, das hätte ich nicht tun dürfen", fügte er hinzu.

Auf Veranlassung der Bewegung Innocence Project eröffnete die Anwaltskammer am 5. März ein Disziplinarverfahren gegen den Staatsanwalt wegen des Verdachts der Behinderung der Justiz, Falschaussage und Verschleierung entlastender Beweise. Schon vorher waren Brandschutzexperten zu dem Ergebnis gekommen, dass der Brand höchstwahrscheinlich ein Unfall war, wie Willingham immer vermutet hatte.

Drittes Disziplinarverfahren

Es ist bereits das dritte Disziplinarverfahren dieser Art in Texas, wo mehr Menschen hingerichtet werden als in jedem anderen US-Bundesstaat. Vor zwei Jahren wurde ein Richter zu zehn Tagen Haft verurteilt, weil er Beweise für die Unschuld eines Todeskandidaten unterschlagen hatte. Im vergangenen Jahr eröffnete die Anwaltskammer ein Verfahren gegen einen anderen Staatsanwalt im Fall eines 16 Jahre lang unschuldig inhaftierten Todeskandidaten. Nach Zählung des Informationszentrums zur Todesstrafe wurden seit 1973 insgesamt 150 Gefangene in den USA aus der Todeszelle entlassen, nachdem ihre Unschuld anerkannt worden war.