Seit dem späten Mittwochabend ist der 50-jährige Seekirchner Erwin Schrümpf wieder zu Hause, müde, aber gesund. Am Donnerstagnachmittag berichtete er auf eine Pressekonferenz in Salzburg von den schwierigen Stunden am Schiff.

Rauch überall

Begonnen hat der Albtraum, als er zwischen drei und vier Uhr früh am Gang eine Passagierin reden hörte. "Die Wände auf solchen Schiffen sind sehr hellhörig, ich habe das Wort Rauch gehört, habe mich angezogen und bin nach hinten auf das offene Deck nachschauen gegangen. Da ist ganz hinten ein Bus in Vollbrand gestanden." Zunächst habe er noch mit einem Mitreisenden gescherzt. "Aber es ist niemand gekommen, um den Brand zu löschen. Als ich nach einer Viertelstunde wieder in meine Kabine wollte, ist aus den Gängen schon Rauch gekommen. Ich konnte nicht mehr zurück."

Er selbst habe keine Löschversuche der Crew wahrgenommen. Zwar gab es später zwei Versuche eines Löschschiffs, die Flammen zu bekämpfen, durch den Wasserstrahl wurden aber die Passagiere beinahe von Brücke und Deck gespült. "Der Kapitän hat dann ins Telefon geschrien, damit aufzuhören." Denn das Löschwasser sorgte für ein weiteres Problem: "Alle waren durchnässt, bei Sturm und Regen und Temperaturen von 5 bis 10 Grad ist man ruckzuck erfroren. Die Finger werden so klamm, dass man sich fast nicht festhalten kann."

Jeder habe versucht, einen geschützten Platz zu finden. Überall auf dem Schiff gab es Rauch. Vor den Fenstern sei es glühend heiß gewesen, ansonsten wehte eiskalter Wind und es schüttete in Strömen. "Es gab nur die Möglichkeit zu erfrieren, zu verbrennen, zu ersticken oder ins Wasser zu springen und dann zu ertrinken", sagte Schrümpf. Weil der Sturm das Feuer nicht weg, sondern über das Schiff blies, waren die Rettungsboote binnen kürzester Zeit verbrannt.

Die griechische Besatzung war offenbar völlig überfordert. Es gab weder einen Feueralarm, am ganzen Schiff fanden sich keine Ansprechpartner. "Der Großteil der Besatzung war nicht auffindbar. Hat man einmal jemanden erwischt, gab es nur ein Schulterzucken. Wie dann zum ersten Mal Hubschrauber gekommen sind, haben viele Passagiere Frauen und Kinder auf die Seite gedrängt, um zuerst mitgenommen zu werden." Zwei Besatzungsmitglieder hätten das aber großteils erfolgreich zu verhindern versucht.

"Extrem schlimm"

Viele Passagiere, vor allem Frauen und Kinder, seien so geschwächt gewesen, dass sie ohne Hilfe nicht mehr über die Leiter auf das oberste Deck gekommen sind. Schrümpf half so gut es ging. Die erste Nacht sei extrem schlimm gewesen, weil die Hubschrauber nicht mehr geflogen sind. "Das schlimmste war die Ungewissheit: Haben sie die Rettung eingestellt? Dauert es noch zwei Stunden, zehn Stunden oder zwei Tage, bis irgendetwas passiert?" In der Morgendämmerung tauchte dann der erste Hubschrauber von der italienischen Marine auf. Er setzte drei Soldaten an Bord ab, die die Leute für die Evakuierung vorbereiteten. "Ab da wurden in atemberaubendem Tempo Leute evakuiert."

Zu diesem Zeitpunkt sei er wieder etwas entspannter gewesen, sagte Schrümpf. "Im Fünf-Minuten-Takt sind riesige Hubschrauber gekommen. Aber wieder haben Leute begonnen, sich um die vordersten Plätze zu prügeln. Darunter waren auch Besatzungsmitglieder, die Passagiere an den Schwimmwesten zurückgehalten und sich vorgedrängt haben. Es ist unbeschreiblich, wozu Menschen in der Lage sind."