Heute gibt ÖGB-Präsident Erich Foglar in Graz eine Pressekonferenz zum Thema "Neuigkeiten aus dem ÖGB". Die Neuigkeiten dürften vor allem ihn selbst betreffen: Wie verlautet, wird der 62 Jahre alte Gewerkschaftsboss kein weiteres Mal für diese Funktion antreten.

Seine Nachfolge soll der Vorsitzende der sozialdemokratischen Funktion, Wolfgang Katzian antreten. Katzian ist auch Chef der größten Einzelgewerkschaft, nämlich jener der Privatangestellten. Formal würde der Wechsel im Juni über die Bühne gehen. Fix ist aber noch nix, wie Insider vermerken. Es gebe noch mehrere Varianten.

Noch ist nix fix

Katzian kommt nämlich auch für die Funktion des AK-Präsidenten in Frage: Der amtierende AK-Präsident Rudolf Kaske (61) zieht sich   zurück, wegen einer schweren Erkrankung seiner Gattin.

Die Nachfolge von Kaske wiederum könnte allerdings auch eine Frau antreten: Renate Anderl (55) oder Katzian würden im April an die Spitze der Arbeiterkammer gewählt werden.  Anderl ist ÖGB-Frauenvorsitzende und sitzt für die SPÖ im Bundesrat.

Anderl gilt in der Gewerkschaft als durchaus geeignet, allerdings ist die 55-Jährige in der Öffentlichkeit bisher wenig präsent gewesen, was angesichts der zu erwartenden Konflikte zwischen Regierung und Arbeiterkammer als Makel gilt. Wer Anderl als ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenchefin folgen könnte, ist offen. Eine wirklich logische Kandidatin dafür gibt es nicht.

Vollprofi an der ÖGB-Spitze

Der in Zeiten einer schwarz-blauen Regierung für die Gewerkschaft wohl heikelste Job ist jener des ÖGB-Präsidenten. Mit dem langjährigen Chef der größten Einzelgewerkschaft GPA würde der ÖGB auf einen Vollprofi setzen, von dem auch eine größere Reform des Gewerkschaftsbunds zu erwarten ist, die nicht zuletzt Katzians eigene Gewerkschaft betreffen würde. Denn durch die Angleichung der Rechte von Arbeitern und Angestellten ist eine eigene Angestellten-Gewerkschaft mittlerweile eigentlich obsolet.

Dass die GPA einfach filetiert und auf die anderen Gewerkschaften aufgeteilt wird, ist auszuschließen. Vielmehr wird im Zuge des gerade laufenden Prozesses im ÖGB erwogen, wie man Mehrfachzuständigkeiten von Gewerkschaften in einzelnen Themenbereichen - etwa im Verkehr oder im Gesundheitswesen - bereinigen könnte.

Steirer ante Portas

Übernimmt Katzian den ÖGB, sind mindestens drei Personallöcher zu stopfen. Frei würde der FSG-Vorsitz, für den sich vor allem die ambitionierten Teilgewerkschaftschefs Roman Hebenstreit ("vida") und Beppo Muchitsch (Bau/Holz) in Position gebracht haben, wobei ersterer derzeit zu favorisieren ist, umso mehr als die "vida" durch den Kaske-Abtritt ohne Spitzenposten da stünde. Für Muchitsch spricht dagegen, dass er über ein Nationalratsmandat verfügt, was für einen FSG-Vorsitzenden bisher Usus war und auch politisch durchaus von Vorteil ist.

Was die GPA betrifft, könnte die Wiener Landtagsabgeordnete Barbara Teiber das Ruder übernehmen. Mit der 40-Jährigen würde ein echter Generationensprung gelingen. Dazu wäre sie die einzige weibliche Gewerkschaftsvorsitzende. Schließlich würde Katzian sein Mandat im Nationalrat zurücklegen, das an pro-ge-Chef Rainer Wimmer ginge, der auch als FSG-Vorsitzender nicht ganz auszuschließen ist. Ob Katzian als ÖGB-Präsident auch Präsident des Fußball-Klubs Austria Wien bliebe, steht noch nicht fest.

Inwieweit die Personalentscheidungen tatsächlich schon am Freitag bei einer informellen Sitzung der Vorsitzenden fallen, ist unsicher. Intern hat man sich bis Februar Zeit genommen, den Prozess abzuschließen. Sollte man schon am Freitag zum Abschluss kommen, wäre das übrigens kein offizieller Beschluss. Die entsprechenden Personalia müssten dann auch noch in den offiziellen Gremien der FSG abgesegnet werden. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse in ÖGB und AK reicht die Unterstützung der Sozialdemokraten, um bei ÖGB-Kongress bzw. AK-Vollversammlung an die Spitze vorrücken zu können.