In einem ganzseitigen Interview in der Freitag-Ausgabe der renommierten französischen Tageszeitung "Le Monde" versichert ÖVP-Chef Sebastian Kurz seinen europäischen Partner, dass die von ihm geplante türkis-blaue Koalition einen pro-europäischen Kurs einschlagen wird. "Ich habe meinem Koalitionspartner eine klare Bedingung gestellt: Meine Regierung muss es als ihre Pflicht betrachten, pro-europäisch zu bleiben. Österreich hat eine historische Verantwortung. Unsere Geschichte hat uns die moralische Pflicht gegeben, dass wir jeglicher Form des Antisemitismus eine Absage erteilen. Sollte ich der nächste Regierungschef sein, werde ich alles dran setzen, um diese Forderung umzusetzen." Im Zusammenhang mit den speziellen Kontakten der FPÖ nach Russland erklärt Kurz, die FPÖ müsse sich an die Verfassung und an die Gesetz des Landes halten.

Auf die Frage, ob er mehr mit Macron oder mit Orban sympathisiere, erklärt der ÖVP-Chef: "Ich schätze den französischen Präsidenten sehr. Sein Engagement ist bemerkenswert. Auf europäischer Ebene unterstütze ich seine Reformbereitschaft, insbesondere im Bereich der Sicherheits- und Migrationspolitik. Er hat die Fähigkeit Europa weiterzuentwickeln, und wenn ich als Vertreter eines kleines Landes in der Lage bin, ihn zu unterstützen, dann werde ich es tun." Bemerkenswert ist die betont kritische Aussage des ÖVP-Chefs zur Entwicklung in Polen: "Wenn es negative Entwicklungen gibt wie etwa in Polen, dann dürfen wir nicht schweigen. In Fragen der Demokratie und des Rechtsstaats muss man kompromisslos sein." Allerdings sehe seine Vision von Europa so aus, dass es keine EU-Mitglieder zweiter Klasse geben könne.