Die Einkommensnachteile durch den Gender Pay Gap summieren sich laut Berechnungen der Arbeiterkammer (AK) über ein ganzes Erwerbsleben betrachtet für Frauen auf durchschnittlich 435.000 Euro. AK-Vizedirektorin Alice Kundtner fordert daher anlässlich des Equal Pay Days, die Einkommensschere endlich zu schließen.
Basis für die Berechnungen der AK sind die jüngsten Daten der EU-weiten Verdienststrukturerhebung. Demnach bekommen Frauen durchschnittlich 900 Euro monatlich weniger bei durchschnittlich 34,5 Erwerbsjahren.
Um Kinderbetreuung, Hausarbeit und Altenpflege zu leisten, verringern Frauen oft ihre Erwerbsarbeitszeit und verlieren dadurch durchschnittlich 586 Euro im Monat. Auf das Erwerbsleben hochgerechnet ergibt dies inklusive Abfertigungen 310.000 Euro. Mangelndes Kinderbetreuungsangebot sowie eine geringe partnerschaftliche Arbeitsteilung drängen Frauen in die Teilzeitarbeit. Laut AK sind Frauen pro Woche 65 Stunden mit bezahlter und unbezahlter Arbeit beschäftigt, Männer 63 Stunden.
"Typisch weibliche" Berufe schlecht bezahlt
Die schlechte Bezahlung "typisch weiblicher" Berufe, die unterschiedlichen Branchen und schlechtere Karrierechancen betragen auf das Erwerbsleben hochgerechnet 35.000 Euro des Gender Pay Gap. Benachteiligungen wie Teilzeit oder schlechtere Bezahlung frauentypischer Berufe dienen als Erklärung für Lohnunterschiede. Aber selbst wenn diese Faktoren herausgerechnet werden, bleibe ein Rest von 187 Euro durchschnittlich im Monat, den Frauen weniger verdienen - im Laufe des Erwerbslebens summiert sich dies auf 90.000 Euro.
Kundtner pocht darauf, dass diese Einkommensschere geschlossen wird. Konkret brauche es eine ausgewogene Verteilung der Arbeitszeit zwischen Paaren und wie in Deutschland soll daher eine Familienarbeitszeit diskutiert werden. Weiterhin soll das ganztägige Angebot für Kinderbetreuung ausgebaut werden, ebenso wie jenes für die Pflege. Die AK drängt auch auf verbindliche Maßnahmen in den betrieblichen Einkommensberichten zum Abbau der Einkommensschere.
Bundesländerranking
Im Bundeslandranking sind die Einkommensunterschiede in Vorarlberg (29,2 Prozent oder 14.884 Euro weniger) und in Oberösterreich (26,1 Prozent oder 12.771 Euro weniger) am größten.
Die geringste Differenz weist die Bundeshauptstadt auf, in Wien verdienen Frauen “nur” 17,1 Prozent oder 9.040 Euro weniger als Männer.
Im Burgenland beläuft sich der Unterschied auf 20,9 Prozent, in Kärnten auf 21,3 Prozent, in Niederösterreich auf 22,3 Prozent und in Salzburg auf 24,6 Prozent. In der Steiermark sind es 22,9 Prozent und in Tirol 24,4 Prozent.
Geringste Einkommensdifferenz in Wien
Der bundesweite Equal Pay Day findet am 13. Oktober statt. In Vorarlberg war dies bereits der 16. September, in Wien ist es erst am 30. Oktober so weit.
In Österreich werden seit Jahren zwei Tage der Einkommensgerechtigkeit begangen, was auf die Berechnungsmethode zurückzuführen ist. Neben dem Herbsttermin gibt es somit auch einen Equal Pay Day im Frühling.
Im Vergleich der Bundesländer schneidet Wien bei der Gleichstellung wesentlich besser ab (Indexwert von 81 Prozent). Dies liegt laut AK unter anderem am Kinderbetreuungsangebot, dem Öffi-Angebot, der eine größere Mobilität ermöglicht, und dem großen öffentlichen Dienst in der Bundeshauptstadt.