Christoph Matznetter, SPÖ-Abgeordneter und nach dem Rücktritt von Georg Niedermühlbichler einer der interimistischen Parteigeschäftsführer, zeigt sich reumütig und angriffslustig zugleich. "Wir sind mitten in einem Tsunami aufgewacht", sagte er im Ö1-Morgenjournal. Man werde nun alles aufklären, insbesondere das Rechnungswesen der Partei komplett durchforsten. "Das ist nicht unser Stil, wir wollen diese Art von Politik nicht", beteuerte Matznetter. Mit Ex-SPÖ-Berater Tal Silberstein habe er aber bisher noch nicht reden können.
Der Frage, weshalb kein externer Prüfer die Untersuchung leite, wich Matznetter aus. Man werde das Ergebnis transparent der Öffentlichkeit darlegen und auch externe Personen beiziehen. "Schon aus purem Eigeninteresse" werde man alles dazu tun, um Ergebnisse noch vor dem 15. Oktober (dem Tag der Nationalratswahl) zu haben.
Matznetter formulierte eine Entschuldigung für die Affäre, adressierte diese aber hauptsächlich an jene Mitarbeiter der eigenen Partei, die sich im Wahlkampf engagieren. Die Empörung sei "völlig berechtigt".
"Wem nützt das?"
Die bereits am Sonntag von Bundeskanzler Christian Kern geäußerte Vermutung, es gebe Verbindungen in andere Parteien, teilt auch Matznetter. Man müsse sich "kriminalistisch" fragen: "Wem nützt das?" Und der SPÖ nütze es jedenfalls nicht, sondern schade ihr maximal. Selbst wenn die Hintergründe nicht an die Öffentlichkeit gelangt wären, hätte die SPÖ einen Schaden davongetragen, da auch sie auf den inkriminierten Seiten angepatzt wird. Dass die Affäre jetzt vor der Wahl aufkomme, mache ihn "alarmistisch", so Matznetter: "Ich glaube da nicht an Zufälle."
Köstinger: "Täter-Opfer-Umkehr"
ÖVP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger verlangt in der Dirty Campaigning-Affäre "echte Aufklärung statt Vertuschung" und eine Entschuldigung von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Kern. Matznetter warf sie vor, "Opfer-Täter-Umkehr" zu betreiben.
"Bedauerlicherweise hat Bundeskanzler Christian Kern nicht die Größe, sich bei uns zu entschuldigen. Er sollte es aber jedenfalls bei allen Menschen tun, die getäuscht wurden, und allen, die rassistisch und antisemitisch diffamiert wurden, allen voran die Israelitische Kultusgemeinde", erklärte Köstinger am Montag gegenüber der APA. Der Rücktritt von SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler könne nur ein erster Schritt sein.