In Niederösterreich findet die Wachablöse statt. Ist Oberösterreich das nächste Land?

THOMAS STELZER: Ich weiß nicht, was in Wien passiert.

Kommen die Wiener den Oberösterreichern zuvor?

STELZER: Oberösterreich ist Oberösterreich. Wir hatten einen sehr transparenten Prozess. Wie das neue Team ausschaut, hängt davon ab, wann sich Landeshauptmann Pühringer zurückzieht.

Wann wird das sein? Im März?

STELZER: Den Zeitpunkt bestimmt Pühringer.

Was bedeutet Prölls Rückzug für das Machtgefüge der ÖVP?

STELZER: Sein Rückzug stellt eine Zeitenwende in der Innenpolitik dar, besonders in der ÖVP. Mit neuen Personen entstehen natürlich neue Konstellationen.

Was geht zu Ende? Auch ein von Landesfürsten und Patriarchen geprägter Politikstil?

STELZER: Das ist eine Generationenfrage. Jede Zeit hat ihre eigenen Typen, das gilt nicht nur für Pröll.

Wie ist der neue Politikertyp?

STELZER: Was immer gleich bleibt, ist die Erdung. Man muss wissen, was die Leute wollen. Was sich ändert, sind die schnellen Kommunikationswege. Vielleicht braucht es ein bisschen mehr Management, weniger Repräsentation. Die große Herausforderung ist das globale Umfeld. Für uns Oberösterreicher geht es nicht mehr darum, besser als die Steirer oder die Wiener zu sein. Unsere Betriebe arbeiten in einem globalen Umfeld.

Wie wollen Sie das Amt des Landeshauptmanns anlegen?

STELZER: Wenn es so weit ist, sage ich's Ihnen. Unsere Herausforderung ist es, Oberösterreich international noch stärker zu positionieren. Wir müssen weg von der Überregulierung. Wir sollten nicht alles vorschreiben, sondern ein Stück mehr Mut und Hausverstand einsetzen.

Apropos Überregulierung: Mitterlehner und Schelling fordern wieder Reformen ein. Wie glaubwürdig ist das, wenn man bedenkt, dass die ÖVP - morgen ist der Jahrestag - seit 30 Jahren in der Regierung sitzt?

STELZER: Es ist ein Riesenfortschritt, dass beide Teile in der Regierung etwas weiterbringen wollen. Die ÖVP ist nicht allein in der Regierung, darum sollte man auch manches in der ÖVP durchaus pointierter sagen.

Hat die ÖVP nicht ein massives Glaubwürdigkeitsproblem?

STELZER: Wir hätten ein Problem, wenn es bei Reden und Überschriften bleiben würde. Das grundsätzliche Problem der Politik, auch der ÖVP ist es, dass uns die Leute immer weniger zutrauen und sagen: Da wird viel geredet, aber nichts entschieden.

Wo besteht thematisch aus Ihrer Sicht Handlungsbedarf?

STELZER: Wir müssen die Arbeitsplätze sichern und neue dazubekommen. Wir müssen auch in Innovation und Forschung investieren. Und ich wünsche mir, dass die Leistungsträger entlastet werden. Wir sind am Maximum dessen, was man den Steuerzahlern zumuten kann. Da ist viel Luft nach oben.

Sie fordern eine neuerliche Steuerreform?

STELZER: Genau.

Sobald wie möglich?

STELZER: Ja. Der Mittelstand darf nicht länger - ich sage es landläufig - der Depp sein. Die Leute müssen das Gefühl haben, es rentiert sich, wenn ich mich anstrenge.

Können wir uns eine baldige Steuerreform leisten?

STELZER: Man kann bei der Verwaltung noch viel holen. Wir haben in Oberösterreich 650 Dienstposten eingespart, das sind acht Prozent aller Mitarbeiter.

Was halten Sie von der Rede des Kanzlers in Wels?

STELZER: Das Marketing ist schon okay, jetzt muss noch das Produkt folgen. In den meisten Firmen macht man es umgekehrt und sagt: Ich habe zuerst ein Produkt, und dann schaue ich, dass ich das gut verkaufen kann. Ich hoffe, dass alles, was präsentiert wurde, auch umgesetzt wird.

Dazu braucht es auch die ÖVP, die sich aber ziert?

STELZER: Wir haben selbst im Land eine Regierungspartnerschaft. Es muss immer der, der Erster ist, dafür sorgen, dass die Dinge in einem guten Klima umgesetzt werden. Von Überrumpelung halte ich nichts.

Sie regieren mit der FPÖ. Was ist mit einer Koalition im Bund?

STELZER: Da gebe ich keine klugen Ratschläge. Die Kompetenzen im Land sind andere als im Bund. Bei uns passt das, das kann im Bund wieder völlig anders ausschauen.

Wie gut ist derzeit die Zusammenarbeit in der Regierung? Soll bald gewählt werden?

STELZER: Es hat Phasen gegeben, wo man den Eindruck gehabt hat, Koalition heißt, dass der Partner der Erste ist, den ich einmal ordentlich anschütte oder ausrutschen lasse. So sollte man in einer Koalition nie agieren. Ich bin schon länger in der ÖVP, und wir haben nie gute Erfahrungen gemacht, wenn wir früher wählen gegangen sind.

Sagen Sie das nur, um Mitterlehner, der Oberösterreicher ist, möglichst lang im Amt zu belassen? Ist Mitterlehner der nächste Spitzenkandidat?

STELZER: Das wird die ÖVP, wenn der Wahltermin feststeht, in einem guten zeitlichen Abstand gemeinschaftlich lösen und auch bekannt geben.

Mitterlehner muss nicht Spitzenkandidat sein?

STELZER: Reinhold Mitterlehner ist der ÖVP-Obmann, der es in einer schwierigen Zeit auch sehr gut macht. Er wird auch die Sitzung präsidieren, wo die Frage entschieden wird. Wir werden das in einem guten Abstand vor einer möglichst kurzen Wahlkampfphase entscheiden.