Bekanntlich sind die beiden Koalitionsparteien bei der Hofburg-Stichwahl nach dem überschaubaren Abschneiden ihrer Spitzenkandidaten im Frühjahr nur Zaungäste. In Turbulenzen vermag sie das Duell zwischen Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen dennoch zu bringen, wie der jüngste Zwist an der Spitze der ÖVP zeigte. So hat sich Klubobmann Reinhold Lopatka ohne Absprache gegen die öffentlich vorherrschende Parteimeinung, dass Van der Bellen der bessere Kandidat wäre, für Hofer ausgesprochen. Offizielle Linie der Volkspartei gibt es keine - doch etliche Schwarze haben sich für den Ex-Grünen-Chef deklariert. Weil im Wahlkampf vor allem um die ÖVP-Wähler gebuhlt wird, ist dies von zusätzlicher Brisanz. Ein Überblick, welche ÖVP-Politiker sich für welchen Hofbrug-Kandidaten ausgesprochen haben.
Team Van der Bellen
Die offenen Unterstützer Van der Bellens überwiegen freilich im Lager der ÖVP. So sprach sich neben Parteichef Reinhold Mitterlehner (der dies trotz seiner Funktion als Chef nicht als Empfehlung der Partei interpretieren möchte) auch ÖVP-Europaparlamentarier Othmar Karas, Familienministerin Sophie Karmasin, Ex-Vizekanzler Erhard Busek, Ex-EU-Kommissar Franz Fischler, Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat und die Ex-Parteichefs Wilhelm Molterer und Josef Pröll für den Sieger der aufgehobenen Stichwahl aus. Auch der frühere ÖVP-Staatssekretär Hans Winkler half bei der Kampagne Van der Bellens mit, indem er einen gemeinsamen Wahlaufruf mit ehemalgigen Botschaftern für ihn organisierte.
Team Hofer
Für den freiheitlichen Kandidaten bei der Hofburg-Wahl fällt die Zustimmung der ÖVP indes (zumindest öffentlich) geringer aus. So vermeldeten neben Lopatka nur der Ex-Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch und der Agbeordnete Johannes Schmuckenschlager, dass sie Hofer wählen werden. Grillitsch erklärte am vergangenen Freitag, er werde Hofer wählen, und zwar wegen der "Dämonisierung von Mitte und Mitte-Rechts". Der frühere Tiroler Landeshauptmann und jetzige Landtagspräsident Herwig van Staa (ÖVP) bekundete in einer gemeinsamen Pressekonferenz zwar Sympathie für den blauen Kandidaten, verriet aber nicht, wen er wählt.
Konsequentes Schweigen ziehen hingegen die meisten ÖVP-Spitzenpolitikern im Bund vor, darunter der als nächster Parteichef gehandelte Außenminister Sebastian Kurz und Innenminister Wolfgang Sobotka.
Zum aktuellen Klima in der Volkspartei formuliete Mitterlehner am Rande des Ministerrats indes einen bezeichnenden Satz: "Eine Partei ist keine Freundschaftsgruppe, sondern eine Interessensgruppe."