Für die Studie zogen Nadia Steiber (Internationales Institut für Angewandte System Analyse, IIASA), Caroline Berghammer (Institut für Demographie der Akademie der Wissenschaften) und Barbara Haas (Wirtschaftsuniversität) Daten über mehr als 10.000 Paare und Familien mit Müttern im Alter von 20 bis 45 Jahren aus dem sogenannten "Generations and Gender Survey" heran. Als Länder wurden wegen der unterschiedlichen Sozialstandards und Lohnniveaus bzw. des unterschiedlichen Grads an Unterstützung von Familien bzw. an Gleichberechtigung Frankreich, Norwegen, Deutschland, Österreich und Ungarn ausgewählt.
Einbezogen wurden dabei nur Paare, bei denen beide Partner höchstens eine AHS-Matura hatten (niedrige Bildung) oder in denen beide mindestens einen Berufsabschluss und eine Hochschul-Zugangsberechtigung hatten (z.B. BHS-Matura; hohe Bildung). Resultat: Die Bildung ist vor allem für die Frage entscheidend, ob eine Erwerbstätigkeit ausgeübt wird, und weniger in welchem Umfang, schreiben die Forscherinnen im Newsletter "Demografische Forschung aus Erster Hand".
Während der Anteil der Erwerbstätigen unter den gut gebildeten Französinnen und fast allen Norwegerinnen nie unter 80 Prozent rutscht, ganz gleich in welcher Familiensituation sich die Frauen befinden, zeigen sich in Deutschland, Österreich und Ungarn große Effekte: "Sobald ein Kind geboren wird, sinkt der Anteil der Erwerbstätigen, steigt dann nur langsam an und läuft meist auf Teilzeit hinaus - und zwar bei fast allen Müttern", heißt es.
In Österreich, Deutschland und Ungarn arbeiten Frauen mit Kindern unter drei Jahren kaum - in Österreich beträgt deren Anteil lediglich zwischen 20 Prozent (niedrige Bildung) und 30 Prozent (hohe Bildung). Erst mit dem Alter von drei Jahren steigt die Erwerbstätigkeit langsam an und ist dann meist nur Teilzeit (mit Ausnahme von Ungarn). Frankreich und Norwegen weisen dagegen nur relativ schwache Kindereffekte auf. Die Beschäftigung von Frauen schwankt viel weniger stark: "Doppelverdiener-Konstruktionen dominieren sogar bei Vorhandensein kleiner Kinder", heißt es in der im "Journal of Marriage and Family" veröffentlichten Studie.
In Frankreich ist der "Bildungseffekt" bei Frauen mit Kleinkindern am ausgeprägtesten: Hier arbeiten 50 Prozent der niedrig gebildeten Mütter mit Kleinkindern, aber 80 Prozent der höher gebildeten. Sind die Kinder dagegen im Vorschulalter, liegt Frankreich mit 13 Prozentpunkten Unterschied (69 vs. 82 Prozent) praktisch gleichauf mit Österreich (67 vs. 82 Prozent). In Norwegen ist der Unterschied zwischen den Bildungsniveaus kaum vorhanden (87 vs. 91 Prozent). Die höchsten Unterschiede gibt es hier in Ungarn (37 vs. 74 Prozent), was die Forscherinnen mit den hohen Gehaltsunterschieden zwischen den Bildungsniveaus, unterschiedlichen Einstellungen zur Kinderbetreuung und der hohen Arbeitslosigkeit Geringqualifizierter begründen. Bei Müttern mit Schulkindern ist das Ergebnis in allen Ländern ähnlich.