Die SPÖ sieht durch eine umfangreiche Anfragenserie an Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grünen) ihren Vorwurf einer sich verfestigenden „Zwei-Klassen-Medizin“ erhärtet. Demnach habe sich seit 2017 in den Mangelfächern Kinderheilkunde und Gynäkologie sowie in der Allgemeinmedizin die Zahl der Kassenärzte verringert, dafür jene der Wahlärzte deutlich zugenommen. Bei den Refundierungsanträgen für Wahlarztrechnungen gab es einen markanten Anstieg.

Laut der Anfragebeantwortung hat die Zahl der Kassenhausärzte seit 2017 trotz Bevölkerungswachstum und fortschreitender Alterung der Gesellschaft um 128 abgenommen, jene der Kinderärztinnen um 13. Bei Frauenärzten gab es zwar ein Plus, allerdings dürfte es sich dabei um einen Datenfehler handeln, da die Zahl für Oberösterreich für den Ausgangswert 2017 unplausibel niedrig ist. „Unser Gesundheitssystem wird immer schlechter statt besser. Die nächste Wahl wird eine Richtungsentscheidung“, sagt SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher.

104 Kassenstellen unbesetzt

Bei der Gesundheitskasse wird darauf hingewiesen, dass es sich bei diesen Daten um Kopf-Zahlen der Ärztekammer handelt. Bei einer Kassenstelle können jedoch mehrere Mediziner tätig sein. Abgefragt wurden von der SPÖ aber auch die Planstellen der ÖGK, die in diesen Fächern und in diesem Zeitraum angestiegen sind – allerdings nur leicht. In der Steiermark gab es 2023 je eine Planstelle für einen Kinderarzt und eine Allgemeinmedizinerin mehr als 2017, in anderen Bundesländern war die Entwicklung ähnlich.

Zudem waren laut den Anfragebeantwortungen 104 Stellen in diesen drei Fächern zum Stichtag unbesetzt, keine in Kärnten, jedoch 21 in der Steiermark und 31 in Niederösterreich. Das bestätigt auch die ÖGK. Auf Nachfrage der Kleinen Zeitung heißt es, dass die einzelnen Planstellen „zunehmend mehr Patientinnen und Patienten versorgen“. 

Starkes Wachstum von Wahlarztrechnungen

Abgefragt wurde von Kucher auch die Entwicklung bei Wahlärzten und der eingereichten Refundierungsanträge. Im Fach der Allgemeinmedizin gab es demnach seit 2017 ein Antrags-Plus von 37 Prozent, bei Gynäkologen von 32 Prozent und in der Kinderheilkunde sogar von 80 Prozent.

Eine Aufstockung der Kassenstellen ist im Zuge des Finanzausgleichs im Vorjahr verhandelt worden, dafür erhält die Krankenkasse frisches Geld vom Bund (300 Millionen Euro). Gegenwärtig wird an einem neuen Strukturplan gearbeitet, aus dem sich die Verteilung der Kassenstellen ableitet. Die Bevölkerung ist 2017 um insgesamt 337.700 Personen gewachsen.