„Es wird Zeit, dass wir aus der Inaktivitätsfalle rauskommen und Perspektiven auf beiden Seiten schaffen“, fordert Caritas-Generalsekretärin Anna Parr für die rund 71.000 Geflüchteten aus der Ukraine, die aktuell in Österreich leben. Nachdem der Schutzstatus für sie im März 2025 ausläuft, fordert die Hilfsorganisation von der aktuellen Regierung schon jetzt Maßnahmen, um ein langfristiges Bleiberecht abzusichern, das beiden Seiten nutzen würde.

Dass die Menschen im Land bleiben wollen, zeigt eine aktuelle Umfrage des „Foresight“ Institutes (1.023 Befragte), die die Caritas in Auftrag gegeben hatte. Demnach wollen 60 Prozent der Befragten nach dem Krieg in Österreich bleiben, nur 13 Prozent wollen so schnell wie möglich in ihre alte Heimat zurückkehren. Davon könne Österreich laut Parr profitieren, denn laut Umfrage verfügen drei Viertel der in der Umfrage Befragten über einen Hochschulabschluss. Doch neben dem Problem langwieriger Abschluss-Anerkennungen erschwere auch der Umstand den Eintritt in den Arbeitsmarkt, dass sich die Betroffenen in der Grundversorgung befinden und dort kaum etwas dazu verdienen dürfen. Dieses Instrument sei „eine wirkliche Integrationsbremse“, erklärt Parr.

Sozialhilfe statt Grundversorgung

Sie fordert deshalb die Regierung erneut dazu auf, noch vor der Nationalratswahl im Herbst eine Überstellung der Ukraine-Geflüchteten in die Sozialhilfe zu fixieren. Langfristig würde sich der Staat damit Geld sparen, denn wer Sozialhilfe erhalte, müsse dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Zudem würden Betroffene ein besseres Auskommen finden, nur ein Viertel der Befragten gab an, mit dem verfügbaren Haushaltseinkommen sehr gut auskommen zu können. Laut Caritas brauche es zudem langfristige Bleibeperspektiven abseits des Schutzstatus, um Arbeitgebern und Vermietern Sicherheit zu geben, die Ankommenden aufzunehmen.

Maryna Kurmanska und ihre Schwester Hanna Lystopad sind ebenfalls aus der Ukraine geflüchtet. Die Frauenärztin und die IT-Projektmanagerin arbeiten beide nicht in ihren Professionen, Anerkennungsschwierigkeiten und sprachliche Hürden erschweren den Einstieg, berichten sie. „Ohne Arbeit fällt es mir schwer“, erzählt Ärztin Maryna. „Ich verstehe, dass wir hier fremd sind“, erklärt Hanna. „Aber wir bringen alle Qualifikationen dafür mit, um uns hier unsere Träume zu erfüllen.“