Die Wienerin Gertrude ist 16 Jahre alt, als sie und ihre Familie ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert werden. Jetzt beobachtet sie mit Schrecken, wie der Wahlkampf erneut "das Niedrigste aus den Menschen herausholt". Die Angst davor ließ sie in ihrem Wohnzimmer ein Heimvideo drehen, in dem sie in ruhigem, besonnenen Tonfall klare Worte findet.
"Die Beleidigungen anderen gegenüber, das Runtermachen, das Schlechtmachen, das stört mich am allermeisten. Keine Achtung vor den anderen," das hat sie schon einmal erlebt, sagt Gertrude.
Ihr Video macht nachdenklich, traurig, und rüttelt auf. Ihre politische Botschaft ist freilich eindeutig: Sie wirbt für Alexander Van der Bellen. Bereits 1,4 Millionen Mal wurde es bis Freitag Nachmittag im Internet angesehen, auf Facebook 35.000 Mal geteilt und mit über 1.300 Kommentaren versehen.
Am meisten erschüttert habe sie, als Heinz-Christian Strache davon sprach, dass wieder "ein Bürgerkrieg möglich wäre." Da sei es ihr kalt den Rücken hinunter gelaufen. "Das darf nicht erwähnt, nicht einmal angedacht werden". Denn einen Bürgerkrieg habe sie als Siebenjährige erlebt und damals auch ihren ersten Toten gesehen. Leider nicht den letzten. "Das werde ich nie vergessen."