Die syrische Regierung hat nach eigenen Angaben eine Einigung mit der islamistischen Rebellengruppe Jaish al-Islam über den Abzug aus Duma (Douma) erzielt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana mitteilte, soll die Evakuierung der Rebellen innerhalb der nächsten 48 Stunden stattfinden.

Die Ankündigung erfolgt nach heftigen Angriffen der syrischen Armee auf die letzte Rebellenhochburg in der Region Ost-Ghouta am Freitag und am Samstag, bei denen laut Hilfsorganisationen auch Giftgas eingesetzt worden sein soll.

Bei den Angriffen der syrischen Armee auf die letzte verbliebene Rebellenhochburg in Ost-Ghouta sind Dutzende Menschen getötet worden. Hilfsorganisationen berichteten in der Nacht auf Sonntag von einem mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen. Nach Angaben der Weißhelme hatte ein Hubschrauber am Samstagabend eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Douma abgeworfen.

Dabei seien mindestens 150 Menschen getötet und mehr als 1.000 verletzt worden. Ganze Familien seien in ihren Schutzunterkünften erstickt. Die Zahl der Opfer steige beständig. Auf ihrem Twitter-Konto veröffentlichten die Helfer schockierende Fotos der mutmaßlichen Opfer.

US-Präsident Donald Trump hat den "sinnlosen Chemieangriff" in Syrien verurteilt. Die Verantwortlichen hätten einen "hohen Preis" dafür bezahlen, warnte Trump am Sonntag im Kurzmitteilungsdienst Twitter.

Der US-Präsident wies Russland und dem Iran eine Mitverantwortung zu, da sie Staatschef Bashar al-Assad unterstützten. Trump nannte Assad in seinem Tweet ein "Vieh".

Auch die Hilfsorganisation UOSSM geht von einem Giftgasangriff aus. Sie bezifferte die Zahl der Toten am Sonntag mit "weit über 70", befürchtet aber, dass sie auf über 100 steigen könnte. Retter hätten große Probleme, an die Opfer zu gelangen. Unter den Opfern sei eine beträchtliche Zahl von Kindern, sagte ein Sprecher. Es sei über den Geruch von Chlor berichtet worden, Retter glaubten jedoch an die Verwendung von Sarin-Gas, sagte ein Sprecher. "Das ist eine der schlimmsten chemischen Attacken in der syrischen Geschichte", erklärte der UOSSM-Vorsitzende Ghanem Tayara am Samstag. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.

Der Hilfsorganisation SAMS zufolge traf eine Bombe mit Chlorgas ein Krankenhaus in Duma. Dabei seien sechs Menschen getötet worden. Ein zweiter Angriff mit verschiedenen Chemikalien habe ein Gebäude in der Nähe getroffen.

Dabei seien 35 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten Opfer seien Frauen und Kinder gewesen. Die Organisation werde mit den Vereinten Nationen sowie den Regierungen in den USA und Europa Kontakt aufnehmen. Im Internet kursierten Videos mit rund einem Dutzend Leichen von Kindern, Frauen und Männern, von denen einige Schaum vor dem Mund hatten.

Die US-Regierung prüft Berichte über einen möglichen Giftgasangriff und sieht möglicherweise Handlungsbedarf. Man folge den beunruhigenden Nachrichten über einen weiteren mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien genau, teilte Außenministeriumssprecherin Heather Nauert in der Nacht auf Sonntag in Washington mit. Sollten sich die Berichte bestätigen, sei eine sofortige Antwort der internationalen Gemeinschaft gefordert. "Die Vereinigten Staaten bemühen sich weiterhin, mit allen verfügbaren Kräften diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die Chemiewaffen einsetzen - in Syrien oder anderswo", so Nauert.

Die syrische Nachrichtenagentur Sana verwarf die Berichte unterdessen als unwahr. "Einige Medien, die für ihre Unterstützung der Terroristen bekannt sind, haben behauptet, dass die Armee chemische Waffen in der Stadt Duma benutzt habe", hieß es da. Derartige Berichte dienten nur dazu, das Vorrücken der syrischen Armee zu hindern. Die syrische Armee war zuvor begleitet von schweren Luftangriffen auf Duma vorgerückt. Dabei waren zahlreiche Zivilisten getötet worden.

Die syrische Armee hatte in den vergangenen Wochen einen massiven Militäreinsatz auf das Rebellengebiet Ost-Ghouta durchgeführt. Das Gebiet, das an die Hauptstadt Damaskus angrenzt, war jahrelang belagert worden. Ein Großteil der Rebellen hat sich nach Absprachen mit der syrischen Führung aus dem Gebiet zurückgezogen. Lediglich die Stadt Duma wird noch von Kämpfern der Gruppe Jaish al-Islam gehalten.

Papst verurteilt Angriff

Papst Franziskus hat am Sonntag den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff in Syrien mit Dutzenden toten Zivilisten verurteilt. Franziskus betonte, er bete für die Todesopfer, die Verletzten und die leidenden Familien.

"Es gibt keinen guten und keinen bösen Krieg. Nichts kann den Einsatz von Vernichtungswaffen gegen unschuldige Personen und Bevölkerungsgruppen rechtfertigen", sagte der Heilige Vater. Er äußerte die Hoffnung, dass Politiker und Militärchefs den Weg der Vermittlung einschlagen. Nur der Dialog könne zum Frieden führen, so der Papst.