Nach den tödlichen Zusammenstößen zwischen Israelis und Palästinensern kommt der UNO-Sicherheitsrat noch am Freitag (Ortszeit) zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Wie aus Diplomatenkreisen in New York verlautete, wurde die Sitzung auf Antrag des nicht-ständigen Mitglieds Kuwait einberufen. Sie soll um 00.30 Uhr (Samstag, MESZ) beginnen. Das Gremium wolle sich in einer geschlossenen Sitzung über die Vorgänge informieren lassen, erklärte ein UNO-Diplomat der Deutschen Presse-Agentur

Die israelische Armee war am Freitag mit aller Härte gegen Demonstranten im Gazastreifen vorgegangen. Dabei wurden nach neuesten Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 15 Menschen getötet. Mehr als 1.400 Menschen seien verletzt worden, darunter 758 Menschen durch scharfe Munition. Die übrigen seien durch Gummigeschoße oder Tränengas verletzt worden.

Israels Sicherheitskräfte reagierten damit nach eigenen Angaben auf brennende Reifen, Steinwürfe und Brandbomben von palästinensischer Seite. Die Armee sprach von Ausschreitungen an fünf Orten entlang des "Sicherheitszauns" zwischen Israel und dem Gazastreifen.

Frauen und Kinder unter den Demonstranten

Die Proteste fanden anlässlich des "Tags des Bodens" statt, der an die gewaltsame Niederschlagung von Protesten arabischer Bauern gegen die Enteignung ihres Landes im Norden Israels am 30. März 1976 erinnert. Nach israelischen Schätzungen beteiligten sich 30.000 Palästinenser an den Demonstrationen, unter ihnen auch - anders als sonst üblich - Frauen und Kinder. Israel hatte das Grenzgebiet im Vorfeld der Proteste zur militärischen Sperrzone erklärt. Aus Sorge vor einem Massenausbruch über die Grenze beorderte die Regierung zusätzliche Soldaten in das Gebiet, darunter auch hundert Scharfschützen.

Bei den Massenprotesten schickte die radikal-islamische Hamas nach Angaben der israelischen Armee eine Siebenjährige über den Sicherheitszaun. Das Mädchen sei über den Zaun nach Israel geklettert, sagte ein Sprecher der Armee am Freitag. Die Armee habe dafür gesorgt, dass das Kind wieder sicher zu seinen Eltern zurückkomme.

Grundsätzlich sollen der Zaun und eine Pufferzone Palästinenser vom Überqueren der Grenze nach Israel abhalten. Allerdings waren erst in den vergangenen Tagen mehrfach Palästinenser aus dem Küstengebiet auf israelisches Gebiet eingedrungen.

"Die Hamas-Terrororganisation benutzt zynisch Frauen und Kinder, schickt sie an den Sicherheitszaun und gefährdet deren Leben", hieß es in einer Stellungnahme der Armee. Die Proteste würden dazu genutzt, um zu versuchen, Terroranschläge zu verüben.

Die Proteste sollen bis zum 15. Mai dauern. Anlass sind Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser begehen den 15. Mai als Nakba-Tag (Tag der Katastrophe), weil im ersten Nahost-Krieg 1948 rund 700.000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden.

Nach palästinensischen Medienberichten kamen mehr als 20.000 Menschen zu dem "Marsch der Rückkehr". Die radikal-islamische Hamas wollte mit der Aktion ihren Anspruch auf ein "Recht auf Rückkehr" für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israels untermauern. Israel lehnt eine Rückkehr in das eigene Staatsgebiet ab.