Diese Standing Ovations tun Steve Bannon sichtbar gut: Sieben Monate nach seinem Rauswurf aus dem Weißen Haus bietet die französische Front National dem früheren Chefstrategen von US-Präsident Donald Trump eine Bühne. Und was für eine - für seinen Vorstoß einer weltweiten Bewegung von Ultrarechten lässt sich der 64-Jährige beim Parteitag der Rechtspopulisten in Lille feiern."

Die Geschichte ist auf unserer Seite und wird uns von Sieg zu Sieg führen", ruft er Hunderten jubelnden FN-Anhängern zu. Nach den USA zuerst Europa, dann die ganze Welt: So stellt sich Stephen Kevin Bannon, besser bekannt als Steve Bannon den Siegeszug rechtspopulistischer und rechtsextremer Kräfte vor.

"Ihr seid Teil einer weltweiten Bewegung, die größer ist als Frankreich, größer als Italien, größer als Ungarn, größer als all das", ruft Bannon dem FN-Parteitag zu. Diese Bewegung richte sich gegen das "Establishment", das "perverse System" gieriger Großkonzerne und Banken, und gegen die Presse, die von den Regierungen "wie ein Hund an der Leine" geführt werde.

Damit sagt Bannon den etablierten Parteien den Kampf an, allen voran Volksparteien wie Union und SPD in Deutschland, die sich gerade nach mühsamen Monaten der Ungewissheit zu einer neuen "GroKo" zusammengefunden haben.

Solche Parteien hätten schlicht keine Antworten auf Probleme wie die "illegale Masseneinwanderung" und die Arbeitslosigkeit, kritisiert Bannon in seiner frei gehaltenen Rede von 33 Minuten Länge. Stattdessen lobt er Front-National-Chefin Marine Le Pen, die ihm begeistert aus der ersten Reihe zuklatscht, wie auch den "geliebten US-Präsidenten" Trump.

Selbst für seine krude Vorstellung einer Befreiung von den allmächtigen Zentralbanken durch Kryptowährungen erhält Bannon in Lille noch vorsichtigen Applaus. Ähnliche Vorstellungen hatte er vor einigen Tagen bereits bei einem Auftritt bei der konservativen Zeitung "Weltwoche" in der Schweiz vorgetragen.

Auf der Suche nach Verbündeten für seine "rechte Internationale" traf Bannon in Zürich auch die Chefin der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel. Sie lobte danach im Magazin "Focus" seine Kenntnisse der deutschen Innenpolitik und "sein Wissen über die AfD". Bannon selbst nannte das Treffen "faszinierend".

Die AfD und andere rechtspopulistische Gruppen interessieren sich besonders für Bannons Medienstrategie. An der Spitze des ultrarechten Online-Portals "Breitbart News" hat er es gegen alle Vorhersagen geschafft, Trump ins Amt zu hieven. Auch die AfD will einen eigenen "Newsroom" einrichten und so gegen die "Fake News" vorgehen, die Medien angeblich über sie verbreiten.

Zwar hat auch "Breitbart" Bannon im Jänner dieses Jahres herausgeworfen, nachdem seine Enthüllungen über Trump im Skandalbuch "Fire and Fury" publik wurden. Aber er verfügt über Herrschaftswissen, von dem Europas Rechtspopulisten träumen.

Bannon will allerdings mehr sein als Image- und PR-Berater rechtsnationaler Bewegungen und Parteien. In Lille wird klar, dass er geistiger Übervater einer "rechten Internationalen" sein will, die den Volksparteien in ganz Europa den Kampf ansagt und ultrarechte Regierungen installiert.

So wie in Ungarn, dessen Ministerpräsidenten Viktor Orban Bannon gegenüber der "New York Times" als "Helden" bezeichnet. Ein Treffen mit Orban könnte laut seinem Umfeld in den kommenden Tagen stattfinden, heißt es in dem Blatt.

Sein "Hauptquartier" hat Bannon aber in Italien aufgeschlagen, wo er die Parlamentswahl vor knapp einer Woche beobachtet hat. Italien ist für Bannon das Musterland, wo Rechtspopulisten und -Extremisten bei der Parlamentswahl zusammen eine breite Mehrheit geholt haben.

Nun hat Bannon auch Frankreich erobert. Während die FN-Anhänger nach seinem Schlusswort von den Sitzen springen und johlen, ruft der Moderator, Bannon habe genau das ausgesprochen, was viele im Saal dächten: "Patrioten aller Länder, vereinigt Euch."