Seit Jahren warnt Alice Schwarzer, Publizistin und Feministin, vor den Folgen des politisierten Islams. Es überrascht daher zunächst, dass sich Schwarzer in ihrem neuen Buch „Meine algerische Familie“ just zu einer Reportage in die islamische Welt aufgemacht hat. Am Anfang, vor fast 30 Jahren, stand die Freundschaft zur algerischen Journalistin Djamila. Nach und nach lernte sie deren Familie kennen, hat mit ihnen gemeinsam gelebt. Schwarzer hat mit allen zusammen in Algier Silvester gefeiert, ist bei Hochzeiten dabei, die immer mehrere Tage dauern, und hat auch schon Djamilas Familie in Köln bewirtet, zu der Zeit, als sich Djamila dort im Exil befand.
Familiengeschichten
„Meine algerische Familie“ lebt von den Erzählungen über die einzelnen Familienmitglieder. Schwarzer lässt sie selbst von ihren Wünschen und Problemen sprechen und schafft damit ein lebendiges Kaleidoskop der algerischen Gesellschaft. Es ist ein ernsthaft-fröhliches Buch, das die 75-Jährige geschrieben hat, denn das nordafrikanische Land pendelt zwischen islamistischer Bedrohung und demokratischer Hoffnung, zwischen Tradition und Aufbruch, in dem es viele Verschleierte gibt, aber auch Frauen in Miniröcken und High Heels.