Bei den regierenden britischen Konservativen mehren sich die Forderungen nach einer Ablösung von Premierministerin Theresa May. Der ehemalige Parteichef Grant Shapps appellierte am Freitag an May, eine Neuwahl der Führung anzusetzen. Bis zu 30 Abgeordnete unterstützten dies, sagte Shapps in der BBC. May konterte umgehend, das Land brauche in diesen Zeiten "eine ruhige Führung".

"Das ist es, wofür ich mit voller Unterstützung meines Kabinetts sorge", erklärte May in einer kurzen Stellungnahme, die vom Fernsehen übertragen wurde.

Shapps begründete seine Forderung mit der Wahlpleite im Juni, einer angeblichen Unfähigkeit Mays, das Kabinett zu einen sowie einem schwachen Parteitag. Dem Komplott zur Absetzung Mays hätten sich sowohl Brexit-Befürworter als auch Gegner angeschlossen. Es gebe aber keine einheitliche Meinung, wer der Premierministerin nachfolgen könnte, ergänzte Shapps, der die Konservativen von 2012 bis 2015 geführt hatte.

Parteiausschuss

Um eine Neuwahl der Parteispitze zu beantragen, müssten sich mindestens 48 konservative Abgeordnete an den entsprechenden Parteiausschuss wenden. Dagegen versicherte Innenministerin Amber Rudd im "Telegraph" May ihrer Unterstützung. "Sie sollte bleiben", schrieb sie in einem Beitrag. Auch andere Kabinettsmitglieder haben sich bisher nicht für eine Ablösung Mays ausgesprochen.

Bisher profitiert May vom Fehlen eines offensichtlichen Nachfolgers, der die Partei angesichts des bevorstehenden EU-Austritts einen könnte. Zudem sorgen sich viele Konservativen, dass nach Neuwahlen der Chef der Labour-Opposition, Jeremy Corbyn, Premierminister werden könnte. Mays Autorität wurde zum einen untergraben durch die von ihr angesetzte Parlamentswahl, bei der ihre Partei unerwartet die Mehrheit im Unterhaus verlor. Einen weiteren Rückschlag erlitt sie bei ihrer Rede auf dem Parteitag am Mittwoch. Wiederholt musste sie ihre Rede wegen Hustenanfällen unterbrechen. Während sie sprach, fielen einzelne Buchstaben aus dem hinter ihr an der Wand angebrachten Parteitagsmotto. Zudem überreichte ihr ein Komiker eine Entlassungsurkunde.

Das britische Pfund fiel am Freitag nach den Berichten über die beginnenden Revolte zunächst auf den niedrigsten Stand zum Dollar innerhalb eines Monats. Nach Mays Äußerungen erholte sich die britische Währung und kletterte wieder auf 1,31 Dollar.