Noch nie zuvor hatten es die Extremisten geschafft, eine Tat dieses Ausmaßes im schiitischen Iran zu verüben: Mit dem Doppelanschlag in Teheran hat die sunnitische Terrormiliz IS einen Anschlag für sich reklamiert, der ihr viel Prestige und Zulauf unter Sympathisanten bescheren könnte, denen Angehörige der schiitischen Glaubensrichtung abgrundtief verhasst sind.

Das kann der IS derzeit gut gebrauchen, denn in seinem Kerngebiet in Syrien und dem Irak steht er mit dem Rücken zur Wand. Seine wichtigste Hochburg im Irak - Mosul - hat er fast komplett an die irakische Armee verloren. In Syrien begann am Dienstag ein kurdisch geführtes Bündnis mit der Erstürmung der Stadt Al-Raqqa, der inoffiziellen Hauptstadt der Extremisten. Zu einer der Taktiken des IS gehört es, bei Niederlagen andernorts brutal zurückzuschlagen.

In der Vergangenheit hatte die IS-Propaganda mehrmals zu Anschlägen im Iran aufgerufen. Dass es den Jihadisten nun offenbar gelungen ist, dürften sie als wichtigen Erfolg für sich werten. Die Art des Bekenntnisses zur Tat und ein schnell veröffentlichtes Video, das aus dem Parlament in Teheran stammen soll, deuten zudem auf eine direkte Beteiligung der IS-Führung bei der Planung der Tat hin.

IS droht mit weiteren Anschlägen im Iran

Nach den Anschlägen hat die sunnitische Extremistenmiliz IS mit weiteren Attentaten in dem schiitischen Land gedroht. Das "Kalifat wird keine Gelegenheit auslassen, ihr Blut zu vergießen", bis das islamische Recht der Sharia eingeführt sei, erklärte der IS am Mittwoch.

Die Miliz bekannte sich abermals zu den beiden zeitgleich verübten Anschlägen auf das iranische Parlament und das Grabmal von Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini. Fünf Kämpfer hätten die Anschläge mit Granaten, Sturmgewehren und Selbstmordwesten ausgeführt. Bei den Angriffen seien fast 60 Menschen getötet oder verletzt worden, erklärten die Extremisten.

Es wäre der erste Anschlag der sunnitischen Extremisten im schiitisch geprägten Iran. Nach iranischen Angaben starben mindestens zwölf Menschen, zahlreiche wurden verletzt. Sechs Kämpfer seien getötet worden oder hätten sich in die Luft gesprengt. Einer von ihnen soll seine Sprengstoffweste im Khomeini-Schrein zu Explosion gebracht haben.