Bundeskanzler Christian Kern verschärft den Kurs in der Flüchtlingspolitik. In einem Interview in der Zeitschrift "Ganze Woche" stellt der SPÖ-Chef die Überlegung an, dass Flüchtlinge aus Österreich in jene EU-Länder geschickt werden sollen, die sich bisher im europäischen Kontext wenig solidarisch gezeigt hätten. "Wir haben - gemessen an der Bevölkerungsgröße - eine höhere Aufnahmequote als Italien oder Griechenland. Wenn es jetzt darum geht, Flüchtlinge umzuverteilen von besonders betroffenen Ländern, bin ich der Meinung, dass Menschen von Österreich in die Länder müssen, die bislang fast keinen Beitrag geleistet haben und nicht noch mehr nach
Österreich."

Bekanntlich ist von dem Relocation-Programm nur Italien und Griechenland umfasst. Bereits in der Vergangenheit hatten österreichische Spitzenpolitiker immer wieder ins Treffen geführt, dass nicht nur diese beiden Ländern, wo die meisten Flüchtlinge europäischen Boden betreten, sondern auch die Zielländer in die Umverteilung eingerechnet werden. Auf das Interview am Rande des SPÖ-Parteitags in Wien angesprochen, wollte  Kern gegenüber dem "Standard" nicht mehr in der Deutlichkeit Stellung beziehen. "Wir haben europäische Beschlüsse, die für Italien und Griechenland gelten. Österreich ist in einem höheren Maße betroffen. Wir haben mehr Flüchtlinge beherbergt. Es gibt einige Länder, die da völlig ausgelassen haben."