Der Brexit-Wortführer und Ex-UKIP-Chef Nigel Farage rechnet mit einem EU-Austrittsreferendum in Österreich nach einem Wahlsieg von FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer. "Hofer wird verlangen, dass Österreich ein Referendum über seine Mitgliedschaft in der Europäischen Union abhält", sagte Farage dem TV-Sender Fox News.
"Ich würde mein Geld darauf setzen, dass Hofer von der FPÖ diese Wahl gewinnt", sagte der britische Rechtspopulist dem Fox-News-Moderator Sean Hannity. Farage erläuterte den US-Fernsehzuschauern, dass der österreichische Bundespräsident zwar "nicht sehr viele exekutive Befugnisse hat, aber trotzdem sehr wichtig ist".
Österreich werde am Sonntag nach Großbritannien und die USA das nächste westliche Land sein, dessen Bürger gegen die Regierung aufbegehren, betonte Farage. Er spielte damit auf das britische Votum für einen EU-Austritt im Juni und den Sieg des Rechtspopulisten Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl im November an. "Ich sehe 2016 als Jahr einer politischen Revolution. Zwei Revolutionen, eine im Vereinigten Königreich, eine in den USA. Es geht um die nationalstaatliche Demokratie, das Wiedererlangen der Kontrolle über unser Leben und unsere künftige Ausrichtung."
Was Farage nicht erwähnt
Nach dem Brexit-Votum korrigiert Großbritannien seine Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre nach unten. Für das Jahr 2017, in dem die EU-Austrittsverhandlungen beginnen sollen, sagt das unabhängige britische Haushaltsbüro OBR ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von nur noch 1,4 Prozent voraus. Noch im März waren 2,2 Prozent angepeilt worden.
Nach dem Brexit droht etwa auch der britischen Autoindustrie der Kollaps. Es könnte zur Halbierung der Autoproduktion kommen, sagt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC voraus. "Die Autoproduktion in Großbritannien könnte bis 2023 auf die Hälfte sinken", rechnet PwC vor.
Die Tageszeitung "The Guardian" kommentiert: "Je näher die Verhandlungen über den EU-Austritt rücken, desto deutlicher wird, dass Großbritannien nicht nur sich selbst finanzielle Strafmaßnahmen auferlegt, sondern auch zu einer Last für unverzichtbare Verbündete wird - und dies in einer Zeit, in der die internationale Ordnung ohnehin schon gefährdet genug ist."
FPÖ weist Aussagen von Farage zurück
FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl hat die Aussagen des britischen EU-Gegners Nigel Farage, wonach Norbert Hofer nach einem Sieg bei der Bundespräsidentenwahl ein EU-Austrittsreferendum verlangen werde, als "ohne jede Substanz" zurückgewiesen. "Wir stehen für eine Weiterentwicklung der EU in eine positive Zukunft inklusive mehr Bürgernähe", betonte Kickl am Samstag in einer Aussendung.
VdB fühlt sich in seiner Warnung bestärkt
Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen sieht sich durch die jüngsten Aussagen von Brexit-Wortführer Nigel Farage in seiner Warnung vor einem EU-Austritt Österreichs bestärkt. Die Bundespräsidentenwahl sei "damit auch eine Abstimmung darüber, ob Österreich zum gemeinsamen Europa steht oder nicht", betonte Kampagnenleiter Lothar Lockl am Samstag in einer Aussendung