Der Kreml hat Vorwürfe des britischen Geheimdienstchefs Andrew Parker als "unbegründet" zurückgewiesen, wonach Russland mit "immer aggressiveren Methoden" seine außenpolitischen Ziele verfolge. "Russland nutzt alle Möglichkeiten, die vom internationalen Recht gedeckt sind", erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. MI5-Chef Andrew Parker hatte Russland in einem Gespräch mit dem "Guardian" vorgehalten, "die gesamte Bandbreite seiner staatlichen Organe" zu nutzen, "um seine Außenpolitik voranzutreiben". Diese Strategie beinhalte "Propaganda, Spionage, Umstürze sowie Cyberangriffe". Es war das erste Zeitungsinterview eines britischen Geheimdienstchefs in der 107-jährigen Geschichte des MI5. Bis 1993 war selbst der Name des Geheimdienstchefs geheime Staatssache.

Parker sprach in dem Interview von einer steigenden Bedrohung durch verdeckte Aktionen ausländischer Staaten. Russland sei das prominenteste Beispiel. Laut Parker sind in Großbritannien zahlreiche russische Geheimdienstmitarbeiter aktiv. Wegen der Konflikte in der Ukraine und in Syrien sind die Beziehungen zwischen dem Kreml und dem Westen extrem angespannt. Der britische Außenminister Michael Fallon kritisierte unlängst den Vorstoß eines russischen Marine-Geschwaders über die Nordsee in Richtung Syrien. Russland habe dabei "klar zum Ziel" gehabt, das Vereinigte Königreich und die übrigen NATO-Länder "zu testen". Die USA werfen überdies dem Kreml vor, durch Hacker-Angriffe Einfluss auf den derzeitigen Präsidentschaftswahlkampf nehmen zu wollen.

Parker nannte allerdings auch den islamischen Terror eine große Bedrohung dieser Zeit. "Es wird in diesem Land Terroranschläge geben. Der Grad der Bedrohung ist hoch und ernst zu nehmen", sagte er dem "Guardian". Ein Ende der Gefahr ist demnach nicht in Sicht.