Nach dem Terroralarm in Chemnitz hat die deutsche Bundespolizei am Wochenende im ganzen Land die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. "Dies betrifft insbesondere kritische Infrastruktur", sagte der Sprecher des Bundespolizeipräsidiums, Ivo Priebe, am Sonntag in Potsdam. Dies betreffe insbesondere Flughäfen und Bahnhöfe.

Zudem beteiligten sich die Einsatzkräfte an der Fahndung nach dem bisher flüchtigen Terrorverdächtigen. Welche Maßnahmen genau ergriffen wurden, sagte der Sprecher nicht. Am Berliner Flughafen Schönefeld soll der verstärkte Polizei-Einsatz bis mindestens Montag in der Früh andauern. Autos und Busse würden angehalten und kontrolliert, ob sich der gesuchte 22-jährige syrische Verdächtige aus Chemnitz darin befindet. Der Mann steht im Verdacht, einen Bombenanschlag geplant und vorbereitet zu haben.

Es blieb unklar, ob der Mann mit möglichen Kontakten zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Waffe oder Sprengstoff bei sich trägt. Der Hauptbahnhof in Chemnitz wurde vorübergehend gesperrt. Auch an den beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld wurden am Abend die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.

Bei der Anti-Terror-Razzia in Chemnitz hatte die Polizei am Samstagmittag Hunderte Gramm hochexplosiven Sprengstoff in der Wohnung gefunden, in der sich der Verdächtige aufgehalten hatte. Den mutmaßlichen Bombenbauer trafen sie dort nicht an. Das Landeskriminalamt (LKA) schrieb Jaber al-Bakr bundesweit zur Fahndung aus, die bisher aber erfolglos blieb. Drei syrische Bekannte des Mannes waren am Vortag als mögliche Komplizen in Chemnitz festgenommen worden.

Zwei der festgenommenen Männer sind nach Polizeiangaben wieder frei. Bei dem dritten Syrer besteht nach Angaben der Polizei vom Sonntag der Verdacht einer Mittäterschaft. Die Haftprüfung läuft, wie eine Sprecherin sagte. Es werde wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.

Über mögliche Anschlagsziele gab es zunächst keine Informationen seitens der Behörden. Der Hinweis auf den Syrer war vom Bundesamt für Verfassungsschutz gekommen. Es blieb unklar, ob der Verdächtige aus dem Ausland gezielt gesteuert wurde. Weder der Geheimdienst noch die Polizei wollten sich zu einem "Focus"-Bericht äußern, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte.

Spezialisten ließen den gefundenen Sprengstoff am Samstagabend kontrolliert detonieren. Das Gemisch sei weit gefährlicher als TNT gewesen, hieß es.

Bombenroboter im Einsatz in Chemnitz
Bombenroboter im Einsatz in Chemnitz © APA/AFP/JENS-ULRICH KOCH

Im Zuge der Anti-Terror-Ermittlungen ließ die Polizei in Chemnitz auch den Hauptbahnhof teilweise sperren. Ein Spezialroboter untersuchte dort auf einem Bahnsteig einen roten Koffer, den zwei der festgenommenen Verdächtigen dort bei sich getragen hatten. Später gab es diesbezüglich Entwarnung. Ein Polizeisprecher warnte vor dem gesuchten 22-jährigen Syrer. Noch sei unklar, ob er als Flüchtling nach Deutschland gekommen sei.

Mehrmals Sprengstoffanschläge vereitelt

In diesem Jahr waren bereits mehrfach Pläne für mutmaßliche Sprengstoffanschläge in Deutschland vereitelt worden. Im Februar kam die Polizei einer Gruppe auf die Schliche, die womöglich einen Anschlag in Berlin plante. Im Juni nahm die Polizei drei mutmaßliche IS-Anhänger fest, die es auf die Düsseldorfer Altstadt abgesehen haben sollen. Zuletzt flog im September ein 16-jähriger Flüchtling aus Syrien in Köln auf: Laut den Ermittlern hatte er einen Sprengstoffanschlag geplant und von einem Chatpartner im Ausland Anweisungen zum Bombenbau erhalten.