Das Time-Magazin stellte exakt fünf Jahre, nachdem sich die Spannungen zwischen dem syrischen Regime und den Rebellen zu einem Bürgerkrieg aufgeschaukelt hatten, das Video ins Netz:

Es ist dunkel, man hört Männer aufgeregt schreien. Ein kleiner Bub wird aus Trümmern geborgen. Er ist voller Staub, die linke Wange ist blutverschmiert.

Der Bub wird im Rettungsfahrzeug auf einen orangen Sitz gesetzt. Seine Augen sind ganz groß, er gibt keinen Laut von sich. Der Mann, der ihn hergebracht hat, verlässt ihn. Der Kleine trägt Shorts und ein T-Shirt, die Handflächen hat er auf dem Schoß.

"In a moment of pure horror", so beschreibt es Andrew Katz in "Time", hebt der Bub eine Hand zum Gesicht, wischt sich den Dreck vom Gesicht, lässt die Hand sinken, schaut auf seine Handfläche, weiß einen Moment nicht, was er tun soll, und wischt die blutige Hand dann langsam am Sitz ab, von hinten nach vorn, von hinten nach vorn, immer wieder.

Das Video ging um die Welt

Der Junge im Krankenwagen heißt Omran Daqneesh und ist fünf Jahre alt, berichtet der britische Telegraph. Er sei in dem Viertel Qaterji verletzt worden, gemeinsam mit drei anderen Kindern und drei Erwachsenen. Eine Szene, wie sie sich in den vergangenen fünf Jahren xmal abgespielt hat, in Aleppo und in anderen Regionen des bürgerkriegsgeplagten Syrien. Das Aleppo Media Center hatte es ursprünglich gedreht und geteilt. Viele viele Male wurde es in den vergangenen Stunden aufgerufen, in aller Welt.

Das Video berührt, obwohl der Kleine nicht weint. Und es wurde veröffentlicht, kurz nachdem das Dutzend verbliebender Ärzte in Aleppo einen verzweifelten Appell an Präsident Obama veröffentlicht hatte: Die Mediziner bitten flehentlich um Hilfe für die eingeschlossenen Zivilisten - Aleppo wird seit Monaten von Regierungstruppen belagert. "Wir brauchen keine Tränen und kein Mitleid, auch keine Gebete", formulierten die Ärzte. "Wir erwarten, dass endlich gehandelt wird."

Es wird täglich gestorben in Syrien. Auch gerettet. Die Szene mit dem kleinen Buben ist dennoch einzigartig, hält der Journalist des Time-Magazin fest: "Es ist, weil er lebt. Es ist, weil er irgendwie wach ist, registriert, was passiert. Und es ist sein Gesicht. Man kann es nicht vergessen."