In der Affäre um den EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah haben mehrere Politiker der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) die eigene Parteispitze kritisiert. Sie hätte von einer Parteiführung eine Entscheidung und nicht nach langer Wartezeit „ein Mäuslein“ erwartet, sagte die scheidende AfD-Europaabgeordnete Sylvia Limmer am Donnerstag im Deutschlandfunk.

„Man duckt sich weg und übernimmt nicht die politische Verantwortung. Und das ist insoweit verstörend, weil die Vorwürfe oder die Ungereimtheiten um die Person Maximilian Krah dem Bundesvorstand in Gänze bekannt waren“, fügte die Abgeordnetenkollegin Krahs hinzu.

Bereits am Mittwochabend hatte der AfD-Europaabgeordneten Nicolaus Fest erklärt, dass er die Hauptverantwortung bei den Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla sehe. „Sie wurden mehrfach darauf hingewiesen, dass dies ein, ich sag mal: Blindgänger ist, der jederzeit hochgehen kann“, sagte er dem TV-Sender RTL. Die beiden Parteivorsitzenden hätten sich aber über alle Warnungen hinweggesetzt.

Krah bleibt Spitzenkontakt

Krah wird seit Tagen kritisiert, unter anderem, weil ihm mögliche Geldzuweisungen aus Russland unterstellt werden und einer seiner Mitarbeiter wegen des Verdachts der Spionage für China verhaftet wurde. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat zwei Vorermittlungen begonnen. Krah selbst weist alle Vorwürfe zurück und hatte am Mittwoch nach einem Gespräch mit Weidel und Chrupalla betont, dass er Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl bleibe. Limmer kritisierte dies und erhob weitere Anschuldigungen gegen Krah. „Ich meine, für manche ist auch so ein Mandat und auch die AfD ein ökonomisches Geschäftsmodell“, sagte sie mit ausdrücklichem Hinweis auf den AfD-Politiker.

Krah hat auch gute Kontakte nach Österreich. Im Jänner sprach er gemeinsam mit dem rechtsextremen deutschen Verlegers Götz Kubitschek auf Einladung der Österreichischen Landsmannschaft in Wien. Im Februar trat er bei einer Veranstaltung gemeinsam mit dem FPÖ-EU-Spitzenkandidaten Harald Vilimsky auf und warb dabei für europäische Zusammenarbeit im Kampf gegen illegale Migration. Vilimsky äußerte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Krah zurückhaltend und meinte, man müsse sich die Vorwürfe gegen seinen Mitarbeiter „natürlich anschauen“.

Unterstützung von Martin Sellner

Hingegen sprang Identitären-Chef Martin Sellner dem bedrängten deutschen EU-Abgeordneten zur Seite und bezeichnete die Verhaftung von dessen Mitarbeiter als „Hitpiece“ (manipulativer Bericht) gegen Krah. Die Verhaftung sei nämlich zwei Monate vor der Europawahl erfolgt, obwohl der Verdacht gegen den Mann schon seit zehn Jahren bestanden habe, argumentierte Sellner in einem auf sozialen Netzwerken verbreiteten Video.

Der Deutsche Bundestag wollte sich am Donnerstagnachmittag in einer Debatte mit den Vorwürfen der Einflussnahme aus Russland und China auf die AfD beschäftigen.