Der Regierungschef von Papua-Neuguinea hat eine kürzlich von US-Präsident Joe Biden zum Besten gegebene Anekdote über einen angeblich von Kannibalen verspeisten Onkel zurückgewiesen. Manchmal gebe es „Momente der Verwirrung“, sagte James Marape am Montag in einem Interview mit Blick auf Bidens umstrittene Äußerungen. Die Beziehungen beider Länder seien jedoch stärker als „ein verschwommener Moment“.

„Wirklich viele Kannibalen“

Biden hatte vergangene Woche mit einer Anekdote über einen im Zweiten Weltkrieg angeblich von Kannibalen verspeisten Onkel Aufsehen erregt. „Er wurde über Neuguinea abgeschossen, und man hat seine Leiche nie gefunden, weil es in diesem Teil von Neuguinea wirklich viele Kannibalen gab“, sagte Biden am vergangenen Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die Geschichte entpuppte sich kurz darauf jedoch als Legende.

James Marape, Premierminister von Papua-Neuguinea
James Marape, Premierminister von Papua-Neuguinea © AP / Evan Vucci

Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre erklärte, dass Bidens Onkel Ambrose Finnegan 1944 bei einem Flugzeugabsturz vor Neuguinea gestorben sei. Nach Angaben der für Nachforschungen zu vermissten Soldaten zuständigen Abteilung im Pentagon hatte das Flugzeug vor der Küste der Insel im Wasser notlanden müssen. Die Maschine schlug demnach hart auf der Meeresoberfläche auf. Ein Erkundungsflug am nächsten Tag habe keinerlei Spuren des vermissten Flugzeugs oder der drei Besatzungsmitglieder mehr entdeckt.

Zuletzt hatte Biden wiederholt mit Bemerkungen für Aufregung gesorgt. So hatte der 81-jährige US-Präsident den verstorbenen deutschen Altkanzler Helmut Kohl mit der früheren deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und außerdem den verstorbenen französischen Staatschef François Mitterrand mit Amtsinhaber Emmanuel Macron verwechselt. Bedenken wegen seines hohen Alters hat Biden aber stets zurückgewiesen.

Irritationen in Papua-Neuguinea

Er habe Biden bis jetzt insgesamt viermal getroffen, sagte Marape. Bei jeder Gelegenheit habe der US-Präsident Papua-Neuguinea „sehr gelobt“. Von „Kannibalen“ im Zusammenhang mit seinem Land sei nie die Rede gewesen. Stattdessen gebe es wichtige Themen, etwa die Beseitigung von nicht explodierten Sprengsätzen aus dem Zweiten Weltkrieg als eine der Hauptgefahren in abgelegenen Gebieten.

Historisch gesehen ist Kannibalismus bei einer kleinen Anzahl von Stämmen in abgelegenen Teilen Papua-Neuguineas dokumentiert. Das Land versucht seit Jahrzehnten, dieses überholte Image loszuwerden.