Nachdem in der Nacht auf Freitag im zentraliranischen Isfahan und im westiranischen Täbris laute Explosionen zu hören waren, ließ das Regime am Morgen die Iraner wissen, der Spuk sei vorbei. Ein erneuter Gegenschlag auf Israel sei nicht nötig. Eine weitere Eskalation zwischen dem Iran und Israel ist damit vorerst nicht zu erwarten – doch Israels Nadelstich-Angriff überbrachte eine Botschaft, die das Teheraner Regime beunruhigen dürfte. Israel hatte seit dem iranischen Raketenangriff vom vergangenen Sonntag eine militärische Antwort angekündigt. Die USA und andere westliche Staaten versuchten, die israelische Regierung zur Mäßigung zu bewegen und haben auch den Iran zur Zurückhaltung aufgerufen.

Isfahan ist ein Zentrum der iranischen Rüstungsindustrie; im vergangenen Jahr hatten Drohnen eine Waffenfabrik in der Nähe der Stadt angegriffen. Nördlich von Isfahan liegt Natanz, eine Anlage zur Urananreicherung, die vor zwei Jahren durch einen Anschlag beschädigt wurde. Beide Angriffe dürfte Israel verübt haben.

Signal an den Iran

Diesmal tauchten lediglich einige Minidrohnen über Isfahan auf, wie iranische Medien meldeten. Auch über Täbris in der Nähe der Grenzen zur Türkei und zu Aserbaidschan sei ein kleinerer Drohnenangriff abgewehrt worden. Die Drohnen waren nach iranischen Angaben keine Kampfdrohnen, sondern sogenannte Micro Air Vehicles (MAV), die wegen ihrer vier Rotoren auch Quadcopter genannt werden. Wegen der geringeren Reichweite müssten diese im Iran gestartet worden sein.

Obwohl die Angriffe an sich harmlos waren, signalisierte Israel, dass wichtige iranische Einrichtungen im Visier seiner Streitkräfte sind. Israelische Kampfflugzeuge griffen in Syrien, wo proiranische Milizen stationiert sind, eine militärische Radaranlage an, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Auch aus dem Irak, wo viele proiranische Milizen aktiv sind, wurden Explosionen gemeldet.

Spott in sozialen Medien

Teheran spielte die Bedeutung der Angriffe herunter. Es gebe keine Pläne für einen neuen Militärschlag auf Israel. Iranische Nutzer von sozialen Medien verspotteten den israelischen Angriff; in einem Video auf X wirft ein Mädchen einen Papierflieger gegen eine Betonwand und kichert. Mehdi Toghyani, ein iranischer Parlamentsabgeordneter aus Isfahan, sprach von einer israelischen „Verzweiflungstat“, die gescheitert sei.

Die betont gelassene Reaktion der iranischen Behörden und die Tatsache, dass der israelische Angriff teilweise ins Lächerliche gezogen werde, zeige, dass Teheran die Gemüter beruhigen wolle, meint ein renommierter Iranexperte. Allerdings habe Israel dem iranischen Regime mit den Drohnen zeigen wollen: „Wir sind nicht nur in eurer Nähe, wir sind in eurem Land“, sagte der Experte, der wegen der sensiblen Lage nach dem Angriff nicht namentlich genannt sein wollte. Auch wenn die Gefahr einer neuen Eskalationsrunde erst einmal gebannt sei, könnten nadelstichartige Angriffe Israels weitergehen, etwa in der Form von Cyberangriffen oder Sabotageakten.

Konflikt schwelt weiter

Der Nahostexperte Joe Macaron von der US-Denkfabrik Wilson Center erkennt eine israelische Botschaft: Man habe dem Iran klarmachen wollen, dass die israelischen Streitkräfte auch auf dem Territorium der Islamischen Republik angreifen könnten, sagte Macaron zur Kleinen Zeitung. Unter dem Strich gebe es jetzt „ein Ergebnis, bei dem beide Seiten sagen können, sie hätten die jeweils andere Seite angegriffen, ohne weiter zu eskalieren“. Macaron erwartet, dass es zumindest vorerst keine weiteren Militärschläge geben wird, auch wenn der Konflikt zwischen beiden Staaten weiter schwelt.