An Selbstbewusstsein fehlt es ihm nicht, dem 26-jährigen Asdin El Habbassi, der im Herbst als erster Migrant für die Volkspartei in den Nationalrat einziehen wird. Auch scheint er keine Angst davor zu haben, dass er sich durch eine unbedachte Äußerung - man denke nur an die jüngste Aussage des grünen Bundesrats Efgeni Dönmez - in einen heillosen Wirbel hineinreden könnte, aus dem die ÖVP erst nach multiplen Krisensitzungen wieder herauskommt. Ohne mit der Wimper zu zucken, stellt sich Habbassi den Fragen einiger Journalisten. Der gebürtige Salzburger mit marokkanischen Wurzeln bezeichnet sich als praktizierender Moslem, der fünfmal am Tag betet, keinen Alkohol trinkt und den Ramadan einhält.
Sehen Sie sich als Vorzeigemigrant auf der ÖVP-Liste?
HABBASSI: Nein. Wenn ich aber als Vorbild oder ein positives Model dienen kann, bin ich froh .
Sie sind praktizierender Moslem. Die ÖVP versteht sich als christlich-soziale Partei. Ist das vereinbar?
HABBASSI: Mir als Moslem sind christlich-soziale Werte wie Solidarität, Verantwortung, Familie wichtig. Diese finde ich in der ÖVP am besten vertreten.
Haben Sie mit religiösen Symbolen in der Öffentlichkeit, dem Kreuz in der Schule, ein Problem?
HABBASSI: Ich sehe das Kreuz als ein religiöses und kulturelles Symbol, das gläubigen Menschen viel bedeutet. Ich habe das nie als Störung empfunden.
Auch nicht als Moslem?
HABBASSI: Nein, ich respektiere andere Religionen.
Was halten Sie vom Kopftuch?
HABBASSI: Wenn eine Frau das freiwillig trägt, soll sie es tragen.
Erwarten Sie, dass Ihre Freundin, Frau ein solches trägt?
HABBASSI: Das ist für mich kein Kriterium. Wenn sie das aus freien Stücken will, dann ja. Das Schlimmste ist Zwang, dagegen verwehre ich mich.
Wie sehen Sie den Arabischen Frühling? Driftet er nicht in Richtung Fundamentalismus ab? Wo stehen Sie? Sind Sie ein konservativer oder ein liberaler Moslem?
HABBASSI: Ich sehe mich als liberalen Moslem. Diese ganzen Fragen, die sich da abspielen, sind nicht immer nur religiös. Für mich entscheidend ist der demokratische Aufbruch in der Region. Das halte ich für gut.
Migranten sind in der Politik völlig unterrepräsentiert. Bei Frauen gibt es Quoten. Was halten Sie von Migrantenquoten?
HABBASSI: Ich bin kein Freund von Quoten. Ich habe es ohne Quoten geschafft. Als Schülervertreter musste ich mich stets Wahlen stellen. Wo ich herkomme, wie ich aussehe, welchen Namen ich habe, war nie Thema. Gezählt hat nur, was ich mache, wofür ich stehe. Am Ende war ich Landesschulsprecher.
Was sagen Sie zu den Aussagen von Dönmez, der die Erdo?an-Fans des Landes verweisen will?
HABBASSI: Das braucht man nicht zu kommentieren. In Österreich gibt es die freie Meinungsäußerung. Das ist, was den Rechtsstaat ausmacht.
Hatten Sie selber Probleme im Sinne von Anfeindungen?
HABBASSI: Das letzte schlechte Erlebnis war, als ich als Zehnjähriger vom Sportplatz vertrieben worden bin mit dem Sager: "Den Tschuschen brauchen wir nicht."